: Der Treueschwur
Linke SPD-Parlamentarier schließen Wechsel zur neuen Linkspartei aus. Die aber hat nach eigenen Angaben allein in der vergangenen Woche 800 Neu-Mitglieder in NRW gewonnen
Einen roten Rüdiger Sagel wird es in Nordrhein-Westfalen vorerst nicht geben. In der SPD-Landtagsfraktion werden Austritte oder Überläufer zur Linkspartei entgegen anders lautender Medienberichte ausgeschlossen. „Das wird es definitiv nicht geben“, so Wolfgang Jörg, Parlamentarier aus Hagen und einer der Wortführer der SPD-Parteilinken. Für die Gruppe der rund 15 Parteilinken der größten Oppositionsfraktion könne er seine Hand ins Feuer legen. Auch Vize-Fraktionschef Rainer Schmeltzer sagt: „Die Gerüchte sind völlig absurd.“
Die Rheinische Post hatte zuvor berichtet, dass mindestens drei SPD-Abgeordnete mit einem Wechsel zur neuen Partei Die Linke liebäugelten. Am vorvergangenen Wochenende hatte der grüne Landtagsabgeordnete Rüdiger Sagel seinen Austritt aus Partei und Fraktion erklärt und angekündigt, über einen Wechsel zur Linken nachzudenken. Auf dem linken Flügel der SPD-Fraktion jedoch finden sich bislang keine Nachahmer: „Wir haben intern nur darüber gefrotzelt, wie schwer das jetzt für die Grünen wird“, sagt der Abgeordnete Reinhard Jung aus Olpe. Wie der ehemalige Stahlarbeiter wiegeln auch andere SPD-Gewerkschafter und Mitglieder des progressiven Parteiflügels „Demokratische Linke“ ab.
Angela Tillmann zählt ebenfalls zu den linken SPD-Abgeordneten. Sie findet, dass die Linkspartei einige gute Ideen vertritt. Und dass die SPD in der Bundeskoalition wenig Profil hat. „Weil wir die falschen Ressorts besetzen“, sagt die Mönchengladbacherin. Ein Austritt aus ihrer „Heimatpartei“ sei für sie aber ausgeschlossen – wie für die gesamte Fraktion. „Das wüsste ich.“ Die sozialdemokratische Landtagsabgeordnete Ingrid Hack schwört ebenfalls, dass niemand von der SPD zu den Linken überlauft. Alles andere sei erfunden. Die Kölnerin plädiert aber dafür, sich mit der neuen Partei auseinander zu setzen. „Ignoranz hilft nicht.“
Doch auch ohne Zuwächse aus der SPD verzeichnet die Linke in NRW seit ihrem Gründungsparteitag deutliche Mitgliedergewinne. Nach Angaben von Landeschef Wolfgang Zimmermann hat die Partei in der vergangenen Woche knapp 800 Neu-Genossen aufgenommen. „Das freut uns natürlich“, so Zimmermann zur taz. Andererseits wünsche er sich auch nicht Zulauf um jeden Preis: „An der Basis wächst mittlerweile schon die Sorge, dass sich jetzt auch der eine oder andere Karrierist auf der Suche nach einem Posten an uns wendet.“
Derzeit nicht fürchten muss die Linke einen schnellen Eintritt des SPD-Veteranen Rudolf Dreßler. Der Sozialexperte und Gegenspieler des ehemaligen CDU-Arbeitsministers Norbert Blüm war aufgrund eines Linkspartei-freundlichen Spiegel-Interviews als möglicher Spitzenkandidat für die NRW-Landtagswahl 2010 gehandelt worden. Sowohl Linken-Chef Zimmermann als auch Dreßler dementierten jedoch, über einen Parteiwechsel gesprochen zu haben. „Ich beschäftige mich derzeit nicht damit“, so Dreßler zur taz. JOE, KAN, TEI