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Archiv-Artikel

KiK-Beschäftigte wollen höhere Löhne erstreiken

TARIFKONFLIKT Erste Arbeitsniederlegung im Zentrallager des Textildiscounters in Bönen

BERLIN taz | Beim Textildiscounter KiK wird gestreikt. Erstmalig rief die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ihre Mitglieder im Zentrallager im nordrhein-westfälischen Bönen auf, am Montag ihre Arbeit niederzulegen. Ziel des Ausstands ist es, die Anerkennung der Tarifverträge des NRW-Einzelhandels für die KiK-Logistikbeschäftigten durchzusetzen.

In dem Zentrallager in Bönen arbeiten insgesamt rund 470 Mitarbeiter. Es beliefert alle 2.600 Filialen des Billigheimers in Deutschland. Laut Verdi-Streikleiterin Christiane Vogt folgten über 200 Mitarbeiter der Früh- und Spätschicht dem Gewerkschaftsaufruf. Sie seien „durchaus bereit“, einen weiteren Protesttag dranzuhängen.

Das Unternehmen wies die Forderungen der Gewerkschaft zurück. „Die KiK Logistik GmbH ist als Logistikdienstleister tätig und orientiert sich bezüglich der Vergütung der Mitarbeiter an der im Logistikbereich branchenüblichen Bezahlung“, heißt es in einer Stellungnahme. Außerdem sei KiK „ein zuverlässiger und partnerschaftlicher Arbeitgeber, der seinen Mitarbeitern attraktive Zusatzleistungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie Leistungsprämien bietet“. Das Unternehmen will nur 50 bis 70 Personen gezählt haben, die sich an dem Ausstand beteiligten. „Auswirkungen auf das operative Geschäft bleiben abzuwarten“, sagte eine Sprecherin.

Immer wieder in der Kritik

Nach Angaben von Verdi bekommt ein Lagerarbeiter nach dem NRW-Einzelhandelstarifvertrag monatlich 2.106 Euro brutto. Bei KiK erhält er zurzeit jedoch nur 1.650 Euro. Das Geschäftsmodell sei „auf Lohndumping und niedrige Sozialstandards aufgebaut“, kritisiert der zuständige Gewerkschaftssekretär Folkert Küpers.

Der Textildiscounter gehört zum Konzern Tengelmann. KiK war immer wieder wegen unhaltbarer Zustände bei den Arbeitsbedingungen in der öffentlichen Kritik. Diese bezog sich sowohl auf Produktionsbetriebe in Pakistan und Bangladesch als auch auf sittenwidrige Bezahlung von geringfügig Beschäftigten in den deutschen Filialen. Nach einem Urteil musste KiK einigen Beschäftigten zwischen 8.900 und 10.500 Euro Lohn nachzahlen sowie 15.600 Euro Sozialversicherungsbeiträge nachträglich entrichten.

PASCAL BEUCKER