: Landwirtschaftsminister macht selbst Justiz
MASTANLAGENBRAND Gert Lindemann (CDU) kennt die Täter – auch wenn längst noch nicht feststeht, ob das Feuer in der Hähnchenproduktionseinheit von Vechelde überhaupt von Brandstiftern ausgelöst wurde
Nachdem eine Geflügelmastanlage in Vechelde kurz vor Inbetriebnahme in Flammen aufgegangen ist, ermittelt die Polizei wegen des Verdachts auf Brandstiftung. Schon weiter hingegen ist der niedersächsische Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU). Er kennt bereits die TäterInnen samt Motiven – und hat sie verurteilt: „Selbstjustiz in übelster Form“ hat der Nachfolger von Astrid Grotelüschen den Vorgang in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung genannt.
Dieses Verdikt gelte allerdings nur, falls es sich um Brandstiftung handeln sollte, so der Volljurist Lindemann. Eine bemerkenswerte Einschränkung. Denn, als im August 2010 auf dem Gelände der Putenbrüterei seiner Vorgängerin eine Mülltonne gebrannt hatte, war seitens der CDU konsequent von einem „Anschlag“ die Rede – laut Staatsanwaltschaft Oldenburg völlig zu Unrecht. Problematisch ist indes, dass Lindemann den Ermittlern die Richtung vorgibt. Denn die häufigsten Brandstiftungsmotive wie Versicherungsbetrug, Konkurrenzneid oder den Profilierungswillen von Feuerwehrleuten schließt er somit von vornherein aus.
Unter ähnlicher Prämisse hatte die Staatsanwaltschaft Stade nach dem Brand einer Mastanlage in Sprötze im vorigen Sommer ermittelt – mit kläglichen Ergebnissen: Gegen drei TierschützerInnen hatte sie Verfahren angestrengt. Zeugen hatten diese in der Nordheide beim Trampen beobachtet. Mehr aber auch nicht: Mitte Mai wurden die Verfahren eingestellt.
Während im Fall Sprötze eine als Bekennerschreiben gewertete Solidaritätsadresse kursierte, fehlen derartige Hinweise beim aktuellen Brand, seine Ursache ist unklar: Ausgeschlossen haben die Experten bislang nur die Photovoltaik-Anlage. Ein Nachweis von Brandbeschleunigern fehlt. Die Untersuchungen der Wärme-, Klima- und Licht-Installationen sind nicht abgeschlossen. Diese führen in Verbindung mit trockener Einstreu oft zu Bränden unbesetzter Mastanlagen. BES