„Positiv erschlagen“

KUNSTDIALOG Das Parlament füllt sich mit Lotusblüten und gemalter chinesischer TV-Propaganda

■ ist Sprecher der Bremer Bürgerschaft.

taz: Herr Monsees, die Bürgerschaft hat sich in eine Galerie chinesischer Kunst verwandelt. Wie arbeitet es sich inmitten der Gemälde?

Horst Monsees: Das war eine sehr positive Überraschung. Man denkt bei chinesischer Kunst ja vielleicht an Seidenmalerei und Tusche, an ganz fein gezogene Landschaftsbilder. Aber wenn man jetzt vor diesem riesengroßen Bootsfahrer zwischen Lotusblüten steht, der zwischen Präsidenten- und dem Direktorenzimmer hängt, dann ist man ganz erschlagen – im positiven Sinn – von der Wucht des Bildes. Spannend ist auch eine Serie von Werken, die die staatliche TV-Propaganda thematisiert. Da ist haarklein dargestellt, wie die Propaganda unter Mao Zedong und seinen Nachfolgern aussah.

Waren die bei Ihnen ausstellenden Künstler frei in der Auswahl ihrer Werke?

Ich habe schon den Eindruck. Unsere Kuratorin, Frauke Beeck, hat beispielsweise langjährige Kontakte in unsere Partnerstadt Dalian, aus der manche der Künstler kommen.

Was passiert eigentlich noch im Rahmen dieser eher unbekannten Städtepartnerschaft?

Es gibt sehr viele wissenschaftliche Kontakte. Die Hochschule Bremen kooperiert im Rahmen einiger ihrer internationalen Studiengänge mit Dalian. Auch die Jacobs University baut gerade ein Demografie-Institut auf, das die Zusammenarbeit pflegen wird.

Heute kommt auch unser früherer Kunsthallen-Chef Herzogenrath zu einem deutsch-chinesischen „Kunstdialog“ in die Bürgerschaft. Worauf fokussiert sich dieser Dialog?

Auf aktuelle chinesische Videokunst – aber auch auf die Art, wie das staatliche chinesische Fernsehen mit Kunst und Kultur umgeht.  INTERVIEW: HENNING BLEYL

Öffentlicher Kunstdialog: Samstag zwischen 10.45 und 16 Uhr in der Bürgerschaft