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■ Serengeti Deutschland 2010, R: Reinhard Radke
Als Grzimek 1959 seinen Dokumentarfilm über die Serengeti-Wüste drehte, wollte er Aufmerksamkeit für die beschützenswerten Wunder der Natur erreichen. Noch heute ist diese Landschaft eindrucksvoll, aber mehr denn je in Gefahr. Mit einer atemberaubenden Bildgewalt fängt dieser Film eines der gewaltigsten Naturschauspiele in einer noch weitgehend in ihrem Urzustand belassenen Landschaften der Erde ein: die zyklischen Wanderungen der Gnus, Zebras und Antilopen durch die Serengeti, Massai Mara und Ngorongoro. 50 Jahre nach Bernhard Grzimeks oscargekröntem Naturfilm „Serengeti darf nicht sterben“ zeigt Reinhard Radke, wie sehr diese afrikanische Landschaft immer noch von Leben brodelt. Dabei hat er sich bewusst entschieden, jede menschliche Spur in seinem Film zu vermeiden – nur im Kommentar, der angenehm sonoren Stimme von Hardy Krüger jr. kommt die menschliche Gattung als Bedrohung für das Gleichgewicht des Lebens in der Serengeti vor. Dabei zeigt der Film allerdings alles andere als eine Idylle. Tod, Sex und das Wetter seien die gemeinsamen Nenner von jeder erzählten Geschichte, hat ein kluger Mann vor kurzem gesagt. „Serengeti“ ist dafür ein ideales Beispiel, denn in ihm wird in immer neuen Variationen vom Fressen und Gefressenwerden, von der Fortpflanzung und dem Kommen und Gehen des Regens erzählt. Wenn das Wasser knapp wird, wandern die Tiere in riesigen Herden zu den feuchteren Gebieten, und kehren zum Beginn der Regenzeit wieder zurück.
Dieser Zyklus bildet den dramaturgischen Rahmen des Films, der prall gefüllt ist mit grandiosen Tier- und Naturaufnahmen. Da gibt es extreme Nahaufnahmen, panoramenartige Totalen, Zeitlupen und die in Naturfilmen allgegenwärtigen Wolkenformationen im Zeitraffer. Man kann das Geschick und die Geduld von Reinhard Radke nur bewundern, denn es ist schwer, so nah an die Tiere zu kommen und sie dann auch genau im richtigen Moment aufzunehmen. In der Montage hat sich Radke dann etwas schöpferische Freiheit erlaubt. Da wird aus für sich harmlosen Aufnahmen durch eine dramatische Schnittfolge mit dem entsprechenden Text und spannender Musik schnell eine lebensgefährliche Situation. Diese Methode wirkt ein wenig zu offensichtlich, wenn sich ein Leopard angeblich an eine Gepardin mit ihren Kleinen anschleicht, die beiden Parteien aber nie in einer gemeinsamen Einstellung zu sehen sind. Abgesehen von diesen kleinen, wohl doch eher fiktiven, Spannungsbögen wird der Film seinem monumentalen Thema gerecht.
Man spürt die Liebe des Regisseurs zu den Tieren und der Natur – aber man spürt ebenfalls, dass es eine wissende Liebe ist, die nicht verniedlicht, sondern immer auch die Gnadenlosigkeit zeigt, mit der in der Natur die Stärksten sich durchsetzen.
„Serengeti“ läuft bis Sonntag um 15 Uhr im Oldenburger Kino Casablanca