: Häfen brauchen bessere Anbindung
Nach einer Studie der Universität Hannover reicht die geplante Y-Trasse allein nicht aus, um den erwarteten Güterverkehr zu bewältigen. Sie fordert zusätzliche Abzweigstrecken und einen mehrgleisigen Ausbau
Die norddeutschen Häfen geraten gegenüber ihren niederländischen Konkurrenten ins Hintertreffen, wenn das Eisenbahnnetz nicht ausgebaut wird. Dies ist das Ergebnis einer gestern vorgestellten Studie der Universität Hannover, die der Bauindustrieverband Niedersachsen-Bremen in Auftrag gegeben hat. Um den starken Zuwachs des Güterverkehrs zu bewältigen, müsse man das Bahnnetz stärker als bisher geplant erweitern.
Über den bereits geplanten Bau der 1,3 Milliarden Euro teuren Y- Trasse von Hannover Richtung Hamburg und Bremen hinaus seien zusätzliche Abzweigstrecken und Gleise erforderlich. Sonst ließen sich die 2015 erwarteten 350 zusätzlichen Güterzüge pro Tag in Norddeutschland nicht bewältigen. Bereits jetzt sei die bestehende Bahnstrecke von Hamburg Richtung Hannover zu 130 Prozent ausgelastet, sagte der Leiter der Studie, Thomas Siefer. Eine Verlagerung auf Straße oder Schiff sei schwierig.
Die Studie empfiehlt einen durchgehend viergleisigen Ausbau der Strecke von Hamburg Richtung Bremen bis zum Abzweig auf die neue Y-Trasse bei Lauenbrück. Von dieser Neubautrasse müsse vor Hannover ebenfalls eine neue Verbindungsstrecke Richtung Celle und Lehrte gebaut werden. Hohe Priorität habe außerdem der geplante Ausbau des Knotenpunktes Bremen. Der damit verbundene Ausbau des S-Bahnnetzes kollidiere allerdings mit den zusätzlich erwarteten Güterzügen aus Bremerhaven und dem in Wilhelmshaven geplanten Tiefwasserhafen. Vorübergehend rät Siefer zum Ausweichen einiger Güterzüge auf Nebenstrecken wie der Heidebahn von Hamburg über Soltau nach Hannover.
Zur Bahnanbindung des Jade-Weser-Ports in Wilhelmshaven sagte Siefer, dass er bei der Bewältigung des Güterverkehrs keine Probleme erwarte. Die Züge könnten wie von der Bahn geplant zunächst mit Diesellokomotiven fahren und teils auch über Leer und Münster Richtung Ruhrgebiet geführt werden.
„Für uns ist es unbedingt nötig, dass die Y-Trasse bis 2015 zur Verfügung steht“, sagte der Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn für die Region Nord, Hans-Jürgen Meyer. Bislang sei die Finanzierung des Vorhabens aber noch nicht gesichert. Eine Verlagerung von Güterzügen auf Nebenstrecken sei für die Bahn wegen der Lärmbelästigung für die Anwohner aber keine Option.
Gegen die Y-Trasse hat sich in der Vergangenheit bereits Protest geregt: Der ökologisch orientierte Verkehrsclub VCD kritisierte, dass sie weniger dem Güterverkehr als den ICE zu Gute käme; Anwohner fürchten eine erhöhte Lärmbelästigung. DPA/TAZ