: Im Kino baden
Synchron geht’s besser: Im japanischen Film „Waterboys“ ist der Sieg des einen nicht die Niederlage des anderen
Neun Jahre ist es schon her, dass der japanische Regisseur Shinobu Yaguchi mit seiner Komödie „My secret cache“ das Publikum bei den Berliner Filmfestspielen bezauberte und seinen Weg auch in die Programmkinos fand. Zwei Jahre später lief der etwas schwächere „Adreanaline Drive“ auf der Berlinale. 2001 war Shinobu Yaguchis Teenagerkomödie „Waterboys“ in Japan ein großer Kassenerfolg und kommt nun auch hier in die Kinos. Der Film ist eine schöne Zero-to-hero-Geschichte, die auf die stereotypen Muster amerikanischer Popcornkomödien weitgehend verzichtet. Sex und blöde Witze spielen also keine tragenden Rollen, und dass der Sieg des einen nicht die Niederlage des anderen ist, macht die unterhaltende Geschichte auch äußerst sympathisch.
Das hat auch mit den modern-melancholischen Drehorten, wie vereinsamten Schwimmbädern etc., und dem guten Casting zu tun, das von dem Team, das schon hinter dem japanischen Erfolgsfilm „Shall we dance?“ stand, geleistet wurde. Gerade als Teenagergruppe sind die fünf Hauptdarsteller großartig: ein ehemaliger Basketballspieler mit schönem Afro, dem es nicht gelang, in die Schulmannschaft zu kommen, ein Mathematiknerd, ein Fitnessjunkie, ein schüchterner Schwuler und der süße Anführer der Gruppe, der am Ende eine Freundin kriegt und aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird.
Es ist Sommer. Das alljährliche Schulfest mit allerlei Wettbewerben steht bevor. Das Schwimmteam der Schule ist am Zusammenbrechen und besteht nur noch aus verspotteten Losern. Eine hübsche Lehrerin soll das Team trainieren. Plötzlich wollen wieder alle schwimmen. Als sich herausstellt, dass die Lehrerin kein Wett-, sondern Synchronschwimmen trainiert, gehen die meisten wieder. Nach den ersten Trainingseinheiten entdeckt die Lehrerin plötzlich – die turbulenten Unlogiken stören nicht im Geringsten –, dass sie schwanger ist. Auch um die abwesende Lehrerin zu ehren, sind die übriggebliebenen fünf schmalen Jungs entschlossen, weiter an einer Synchronschwimmperformance zu basteln. Ein Delphinlehrer hilft ihnen dabei.
Viele Widerstände müssen überwunden, Abenteuer bestanden werden. Situationskomik gibt es zuhauf und kleine Szenen, bei denen sich das Herz öffnet: etwa, wenn ein Junge aus der Cola eines Mädchens trinkt und ein Dritter ruft: „Indirekter Kuss!“ Oder wenn die schüchternen Jungs in einer Dragqueenbar versuchen, Karten für ihren Auftritt zu verkaufen.
„Waterboys“ ist Teil einer Tradition voll mit schönen japanischer Teenagersportkomödien wie „Sumo do, Sumo don’t“ (1992) von Masayuki Suo oder „Ping pong“ (2002) von Fumihiko Sori. Der Film basiert auf einer wahren Geschichte: 1999 sorgte der Erfolg des männlichen Kawagoe-High-School-Synchronschwimmteams für viel Aufsehen in den japanischen Nachrichten.
Am Ende steht eine großartig choreografierte, humorvolle Synchronschwimmperformance. Wie soll man sagen? Der Tag ist grau; man geht ins Kino und verlässt es wieder ganz beschwingt und würde jetzt gern baden gehen und zwischendurch paar Wolken angucken.
DETLEF KUHLBRODT
„Waterboys“. R: Shinobu Yaguchi, Japan 2001, 90 Min.; fsk Oranienplatz