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Archiv-Artikel

„Innovativer als ‚Live Earth‘“

Auch an der Lüneburger Universität ist für morgen ein Musikfestival organisiert worden, das eine nachhaltige Veranstaltung auf einem nachhaltigen Campus werden soll. Ein Gespräch mit der Veranstalterin Hanna Jehring

HANNA JEHRING, 22, studiert in Lüneburg Angewandte Kulturwissenschaften und ist 1. Vorsitzende des „Lunatic e. V.“.

taz: Frau Jehring, das „Live Earth“-Konzert in Hamburg ist eine unbarmherzige Konkurrenz für Ihr „Lunatic Festival“. Warum sollten Festivalfreunde am Samstag lieber nach Lüneburg kommen?

Hanna Jehring: Wer einen Bezug zu Lüneburg hat und weiß, dass 22 Studenten aus allen Fachbereichen der Uni seit einem Jahr ehrenamtlich schuften, um die Lüneburger Kulturszene aufzupäppeln, kommt natürlich zum „Lunatic“. Es ist einfach ein kleineres, charmantes Festival – und die Karten sind viel billiger!

Einige aus Ihrem Team sagen, das Lunatic Festival sei nachhaltiger als Live-Earth-Konzert. Können Sie das begründen?

Ich glaube nicht, dass wir nachhaltiger sind als Live Earth. Natürlich geht es bei denen auch um ganz andere Dimensionen. Aber mein Eindruck ist, dass dem Live-Earth-Konzert die Transparenz fehlt. Es wird beim Surfen auf deren Homepage nicht richtig klar, was mit den Einnahmen passiert. Da sind wir transparenter und konkreter – und ich finde auch innovativer.

Was passiert denn mit Ihren Einnahmen?

Wir werden auf dem Festivalgelände einen CO2-Rechner aufbauen, in den die Besucher eingeben sollen, mit welchen Verkehrsmitteln sie gekommen sind. Dann neutralisieren wir den gesamten CO2-Ausstoß, indem wir Zertifikate kaufen.

Bei Live Earth werden Recyclingtickets verkauft, Essen aus der Region wird angeboten und Biogas verwendet. Welche vergleichbaren Maßnahmen trifft das Lunatic-Team?

Unsere Tickets, Flyer und Plakate sind aus Recyclingpapier. Das finde ich sehr wichtig – auch damit die Leute sehen, dass wir etwas für die Umwelt tun. Bei der Essensbeschaffung kooperieren wir mit verschiedenen Biohöfen aus der Umgebung und mit der Deutschen Angestellten-Akademie (DAA), die unter anderem Jugendliche mit Lernschwäche ausbildet. Das komplette Catering wird von Azubiköchen der DAA übernommen, sodass wir auch den sozialen Nachhaltigkeitsaspekt dabei haben.

Hatte das Lunatic-Team selbst diese Ideen oder haben die in Lüneburg studierenden Umweltwissenschaftler auf den Tisch gehauen?

Natürlich erhalten wir viel Unterstützung von den Umweltwissenschaftlern und dem Institut für Umweltkommunikation. Die Idee kam von uns, wobei da auch das Umfeld eine Rolle spielte. Unsere Uni hat sich schon seit längerem der Nachhaltigkeit verschrieben. Das Thema ist auf dem Campus fest verankert.

Wie sah denn der Klimaschutz bei den bisherigen drei Festivals aus?

Der wurde kaum betrachtet. Da wir jedes Jahr das Ziel haben, etwas Neues gegenüber dem Vorjahr zu erreichen, passte es gut, sich der Nachhaltigkeitsfrage stärker zu widmen. Einige Aspekte waren vorher schon unbewusst vorhanden.

Momentan rechnen Sie, auch wegen des zu erwartenden Regens, mit nur gut 1.000 von 3.000 möglichen Besuchern. Wer bezahlt die CO 2 -Zertifikate, wenn das Festival rote Zahlen schreibt?

Wir haben Bürgschaften von verschiedenen Stiftungen bekommen, die wie Versicherungen funktionieren: Wenn das Geld nicht reicht, ohne dass wir Schuld sind, fangen sie unseren Verlust auf. Aber wir sind zuversichtlich. Beim Lunatic Festival hat es bisher noch nie geregnet. INTERVIEW: OLIVER WASSE

„Lunatic“: Samstag, 7. Juli, Einlass: 13 Uhr, Beginn: 14 Uhr, Uni-Campus Lüneburg. Programm und weitere Informationen: www.lunatic-festival.de