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Archiv-Artikel

NS-Bauten verfallen lassen?Clemens Scharf

DENKMÄLER Die Stadt Nürnberg möchte Teile des Reichsparteitagsgeländes renovieren lassen – für über 60 Millionen Euro. Muss das sein?

nächste frage

Die Streitfrage wird vorab online gestellt.

Immer ab Dienstagmittag. Wir wählen eine interessante

Antwort aus und drucken sie dann in der taz.am Wochenende

www.taz.de/streit oder www.facebook.com/taz.kommune

Redaktion: Imre Balzer, Franziska Grillmeier, Martin Reichert

Fotos: N. Probst/imagebroker (groß); S. Menges (u. r.), CC S. von Dobschütz (o. r.); privat

Ich bin unbedingt dafür, diese Überbleibsel zu erhalten. Mir ist die Dimension des Nationalsozialismus nie so bewusst geworden wie damals, als ich auf diesem Balkon stand, von dem Hitler seine Ansprachen hielt. Auch dieser dunkle Teil unserer Geschichte gehört zu uns. Nur totalitäre Staaten machen Geschichte selbst, indem sie radikal auslöschen, was vor ihnen war und sie prägte.

Clemens Scharf ist taz-Leser und hat die Streitfrage per E-Mail beantwortet

Gunter Demnig

Verschwinden lassen? Dann müsste man den Römern auch den Rat geben: Reißt eure „ollen Klamotten“ weg – Platz für den nächsten Supermarkt! Das Römische Reich – durch Gewalt und Unterdrückung entstanden – hat länger bestanden als unser „Tausendjähriges“, diese Erinnerungen müssen sichtbar und erfahrbar bleiben.

Gunter Demnig, 67, deutscher Künstler, wurde bekannt durch die „Stolpersteine“, die er für die Opfer des Nationalsozialismus verlegte

Armin Nassehi

Das Reichsparteitags-gelände authentisch restaurieren? Nein, gerade dessen Authentizität ist das Problem, nicht die Lösung. Man sollte es aber auch nicht einfach verschwinden lassen, sondern sein Verschwinden, seinen Verfall und seine Überwindung architektonisch gestalten. Kritik am Monumentalismus kann nur ästhetisch gelingen.

Armin Nassehi, 51, ist Professor für Soziologie an der LMU München

Jeanette Kunsmann

Wenn man ein Gebäude bewusst verfallen lässt, kann man es konsequenterweise auch abreißen. Weitaus interessanter aber wäre, es umzubauen und ihm eine neue Nutzung zu geben – also eine neue Identität.

Jeanette Kunsmann, 31, Chefredakteurin von BauNetz und Mit- herausgeberin vom Abriss-Atlas Berlin

Inge Deutschkron

Die Gebäude der NS-Zeit verdienen keine Renovierung. Welchen Sinn sollte es machen, die nachkommende Generation damit zu beeinflussen?

Inge Deutschkron, 92, Holocaustüberlebende, ist eine deutsch-israelische Journalistin und Autorin