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Archiv-Artikel

Bahner reden wieder übers Geld

Vor der fünften Runde der Tarifverhandlungen bei der Bahn zeigen sich beide Seiten optimistisch. Aber Lokführer und Zugbegleiter wollen in dieser Woche nochmals streiken

Von ROT

BERLIN taz ■ Für den größten Teil der Bahnbeschäftigten dürften die Tarifverhandlungen in die entscheidende Runde gegangen sein. Vor der fünften Verhandlungsrunde zwischen den Gewerkschaften Transnet und GDBA sowie der Deutschen Bahn, die am Sonntagabend begannen, zeigten sich beide Seiten zuversichtlich. „Das Angebot der Bahn ist so, dass wir Chancen sehen, zu einem Ergebnis zu kommen“, sagte Transnet-Chef Norbert Hansen dem Tagesspiegel vom Sonntag. Personalvorstand Margarete Suckale sagte der Welt am Sonntag: „Ich glaube an die Vernunft der Gewerkschaften.“

Transnet und GDBA verzichteten auf weitere Warnstreiks. Die Gewerkschaft der Lokführer (GDL), die einen eigenen Tarifvertrag anstrebt, will in dieser Woche wieder zu Warnstreiks aufrufen. Am Freitag treffen sich Bahnvorstand und GDL. Die Gewerkschaft verlangt für die rund 32.000 Lokführer, Zugbegleiterinnen und Zugbegleiter sowie für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Speisewagen bis zu 31 Prozent höhere Bezüge.

Der Konzern hatte für alle 134.000 tariflich Beschäftigten der Bahn am Donnerstag ein höheres Angebot vorgelegt. Danach sollen die Einkommen im Januar 2008 um 3,4 Prozent angehoben werden bei einer Vertragslaufzeit bis Juni 2009. Außerdem schlug die Bahn eine Einmalzahlung von 450 Euro pro Mitarbeiter für die Monate Juli bis Dezember 2007 vor. Die Gewerkschaften fordern 7 Prozent mehr Geld für zwölf Monate, mindestens jedoch ein Plus von 150 Euro pro Monat. Die GDL fordert ein Anfangsgehalt von 2.500 Euro brutto monatlich für Lokführer und 2.180 Euro für Zugbegleiter. Bisher bekommen beide deutlich weniger. Nach einer Forsa-Umfrage sind knapp 60 Prozent der Deutschen der Meinung, dass Lokführer künftig deutlich mehr Geld verdienen sollten.

Transnet-Chef Norbert Hansen wies die Kritik aus der FDP, die Tarifverhandlungen seien abgekartet, scharf zurück. Hansen war vom FDP-Verkehrsexperten Horst Friedrich vorgeworfen worden, das Ergebnis sei bereits mit Bahn-Chef Mehdorn ausgekungelt worden – als Gegenleistung für die Unterstützung bei der Diskussion über die geplante Privatisierung. Hansen solle noch vor dem Gewerkschaftstag am 9. Juli in Fulda mit einem „besten Abschluss branchenweit“ ein Riesenerfolg ermöglicht werden, so Friedrich. Hansen konterte: „Das ist ein unverfrorener Eingriff in die Tarifautonomie, wie ich ihn noch nie erlebt habe.“ ROT

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