: Neue Nachbarn für Munch und Beckmann
Die Kunsthalle hängt die Klassische Moderne neu und lehrt so dezent vergleichen – erklärtermaßen ohne Zeigefinger
Edvard Munch hat keinen Ehrenplatz mehr: keinen Raum für sich allein. Auch Max Beckmann hat seit einigen Tagen in der Kunsthalle kein Einzelzimmer mehr – ebenso wenig wie die anderen Künstler der Klassischen Moderne, die die Kunsthalle seit 1945 systematisch erweitert und zu der wesentlich Künstler der „Brücke“ und des Blauen Reiters zählen.
Nur hat Kurator Ulrich Luckhardt, der die Ende voriger Woche präsentierte Neuhängung der Abteilung verantwortet, sich erlaubt, das monographische Prinzip – die Präsentation eines Künstlers pro Raum – aufzugeben. Nicht, weil es ihm zu viel Heldenverehrung gewesen wäre oder er jemanden hätte vom Sockel stoßen wollen. Auch nicht, weil er sich als Trendsetter versteht: Beide Arten der Hängung finden sich in Museen allerorten. Woran ihm vielmehr erklärtermaßen liegt, ist das Aufzeigen von Parallelen, von Entwicklungen und Ähnlichkeiten. Die nämlich bemerkt, so die Idee, wer die entsprechenden Bilder nebeneinander hängend sieht. Deshalb, sagt Luckhardt, habe er auch Nachbarschaften gesetzt.
Und so lugt der tief ernste Munch jetzt neben dem morbiden Ferdinand Hodler hervor. Max Beckmann sitzt neben Oskar Kokoschka: eine Methode, die den Betrachter intensiver schauen lehren soll. Ihn vergleichen lässt, anstatt nur die Entwicklung eines Künstlers zu verfolgen. Denn Künstler leben nicht im luftleeren Raum, lassen sich inspirieren – und das zeigt die neue Hängung deutlich.
Der schon vorher existente „Brücke“-Saal wiederum konzentriert sich jetzt, da einige Werke etwa Ernst Ludwig Kirchners und Karl Schmidt-Rottluffs entfernt wurden, stärker auf die Frühzeit der Künstlervereinigung. Und auch wenn sich Luckhardt nicht als Erzieher versteht – etwas lernen soll das Publikum schon. Ohne den ausgestreckten Zeigefinger zu bemerken. PS