DER RECHTE RAND WER IN NEUMÜNSTER KÜNFTIG GEWÄHLT WERDEN WILL
: Konkurrenz für die NPD

Bei der schleswig-holsteinischen Kommunalwahl 2013 ist Horst Micheel in Neumünster für die NPD angetreten. Jetzt hat er die Wählerinitiative „Bund für Deutschland“ (BFD) gegründet. Auf deren Homepage verspricht Micheel den Interessierten, für die Verwirklichung der Demokratie einzutreten. Und auf ihrer Facebook-Seite wird betont, dass deutsch nicht ist, wer deutsch spricht: „Deutscher ist natürlich nur derjenige, der deutscher Abstammung ist.“

In den zentralen Forderungen der neuen Initiative wird schnell deutlich, dass nicht bloß mehr Demokratie gewagt werden soll. „Wir stehen für die Wahrung der deutschen Identität“ und „gegen die Überfremdung und Islamisierung Deutschlands“, heißt es. Der BFD will die Sorgen und Ängste der Neumünsteraner vor Zuwanderern und Geflüchteten nutzen – nicht ohne mit dem Thema Sozialneid zu spielen. In einen Kommentar auf der Website ist dann auch von den „armen Asylanten mit Smartphone“ die Rede und es wird gefragt, ob es nicht die Pflicht dieser jungen Männer sei, sich in ihrem Land um ihre Familie zu kümmern und notfalls mit der Waffe gegen die Aggressoren zu kämpfen, statt in Deutschland immer neue Forderungen zu erheben. Die deutsche Identität solle nicht durch weitere „einseitige Vergangenheitsbewältigung in der Art einer Zuweisung von Kollektivschuld“ beeinträchtigt werden.

Ein Zuhause hat der BFD in der Gaststätte „Titanic“ in Neumünster gefunden, die ihr auch als Postanschrift dient. Schon bevor nach über 18 Jahren der „Club 88“ geschlossen wurde, war die „Titanic“ zum neuen Szenetreff für Rechtsextreme und Rocker geworden, die nun schon seit Jahren in der Gaststätte in der Innenstadt einkehren.

Der BFD könnte der im Neumünsteraner Stadtrat sitzenden NPD Konkurrenz machen. Bereits in anderen Städten konnten ähnliche Initiativen bessere Wahlergebnisse erzielen als die NPD selbst.

ANDREAS SPEIT ■ arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland