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Archiv-Artikel

Kalte Dusche für die Hitze

Meteorologen sagen für heute den bisher heißesten Tag des Jahres voraus: Bis zu 35 Grad warm soll es werden. Der rasche Temperaturwechsel schlägt vielen aufs Gemüt. Doch mit einigen Tricks kann man dem Hitzekoller entgehen

Heute könnten Sie Teil eines Rekords werden. Für Berlin sehen Meteorologen den heißesten Tag des bisherigen Jahres voraus. 35 Grad hält Wetterforscher Friedemann Schenk von der Freien Universität für möglich, fast 3 Grad mehr als am bislang wärmsten Tag, dem 25. Mai. Das hat Folgen. Der Rettungsdienst der Berliner Feuerwehr zum Beispiel hat sich bereits auf mehr Einsätze eingestellt.

„Normalerweise fahren wir 650 Notfalleinsätze innerhalb von 24 Stunden“, sagt Matthias Waligora, Sprecher der Feuerwehr. An so heißen Tagen können es täglich 200 mehr sein. Der plötzliche Temperaturanstieg um fast 20 Grad in so kurzer Zeit setzt dem Kreislauf der Menschen zu. Mehr Notfallwagen werden dennoch nicht eingesetzt. „Mit ständig knapp 100 Rettungswagen in Bereitschaft ist die Berliner Feuerwehr generell auf größere Notsituationen eingerichtet“, so Waligora.

Schwächeanfälle, Wasserverluste, Hitzschläge, Badeunfälle – mit solchen Problemen sind die Rettungsstellen konfrontiert. Nach der langen Regenperiode nämlich machen viele Menschen genau das Falsche: Sie helfen ihrem Körper nicht, sich langsam auf die sehr große Wärme umzustellen.

Trotzdem sieht die Polizei keine größeren Probleme. Als Privatmensch bestätigt Polizeisprecher Bernhard Schodrowski: „Die Hitze steigt den Leuten zu Kopf.“ Als Polizist kann er daraus keine statistisch belegbaren Warnungen, etwa zum Verkehrsverhalten, ableiten. Viele Autos hätten ohnehin Klimaanlagen, beruhigt auch Waligora von der Berliner Feuerwehr.

Eine Gewohnheitssache

„Gesunden Menschen tut die Wärme keinen Abbruch“, urteilt der Kardiologe Dietrich Andresen. Die größte Mühe bereite es dem Körper, sich auf den Temperaturwandel einzustellen, sagt der Mediziner in den Vivantes-Kliniken Am Urban und Im Friedrichshain. „Aber daran gewöhnt man sich. Nach einer Woche, maximal zwei Wochen hat sich der Körper den klimatischen Bedingungen gut angepasst.“

Für alle, die nicht in klimatisierten Gefährten oder Räumen sitzen, hier noch einmal die Ratschläge der Mediziner: viel trinken, sich nicht in die größte Hitze legen, kein Sport in den Mittagstunden treiben – das sind die Standardtipps für Anfänger. Für Fortgeschrittene gilt: von denen lernen, die in heißen Ländern leben. Südeuropäer machen Siesta. Marokkaner reichen warmen, gesüßten Tee. Das nämlich hilft dem Körper mehr als eiskalte Cola. Beduinen ziehen mehrere Lagen Baumwollgewänder übereinander. Ist das Innerste erst durchgeschwitzt, kühlt es den Körper angenehm.

Nicht nur die Hitze macht zu schaffen, auch die Umstände, wie sie zu uns gekommen ist: Die Biowettervorhersagen warnen seit Tagen vor Migräne und Kopfschmerzen. Die schnell zu Boden sinkenden, warmen Luftmassen aus größeren Höhen seien dafür verantwortlich. Zudem drücken solche Wetterlagen aufs Gemüt. Da scheint endlich die Sonne, und man ist traurig. Sie ist indes nicht unbedingt schuld daran. Melancholie und depressive Verstimmungen sind dem schnellen Wechsel geschuldet. Deshalb gibt es für Depressive auch keine Entwarnung, ihr Gemüt ist neuen Belastungen ausgesetzt, denn neue „Kühle“ ist im Anmarsch. Spätestens Mittwoch sollen die Temperaturen wieder deutlich unter die 30-Grad-Marke fallen. WALTRAUD SCHWAB