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Archiv-Artikel

Clownspielen für Studiengebühr

Studiengebührenboykott an Theaterakademie abgebrochen. Hochschule drohte mit baldiger Exmatrikulation. 37 Studierende bekommen durch Spenden finanzierte Stipendien

VON KAIJA KUTTER

Der Studiengebührenboykott an der Hochschule für Musik und Theater (HFMT) wurde am Freitag abgebrochen. „Die Hochschulleitung hat uns die Pistole auf die Brust gesetzt und den Boykott unter Druck niedergemacht“, berichtet ein Student. Anders als an der Kunsthochschule, die nun noch bis Ende September eine Rückkehr zulässt, sei ihnen mit sofortiger Exmatrikulation gedroht worden.

Wie berichtet, hatten an der Theaterakademie der HFMT 89 von 119 zahlungspflichtigen Studierenden eine Boykotterklärung unterschrieben. Theater- wie Kunststudierende sehen sich häufig nicht in der Lage, neben dem sehr aufwändigen und mit vielen abendlichen Proben verbundenem Studium für das Aufbringen der Studiengebühr in Höhe von 500 Euro zu jobben.

Um den Boykott zu beenden beschloss das HFMT-Präsidium Ende Juni eine „Doppelstrategie“, wie aus einer Mail hervorgeht, die der taz vorliegt. Zum einen schickte die Verwaltung an alle Säumigen einen Brief, in dem drastisch auf die Folgen des Boykotts hingewiesen wurde: Wer nicht bis zum 16. Juli zahle, würde exmatrikuliert und könne sich erst 2008 neu bewerben. Dabei seien die Erfolgschancen „sehr ungewiss“, auch gebe es keine Darlehen mehr. Zum zweiten erhielten alle Lehrkräfte Namenslisten aller Säumigen für eine „Direktansprache“.

Man habe schon Druck ausgeübt, räumt HFMT-Kanzler Bernhard Lange ein. „Wir wollten verhindern, dass die jungen Leute ihre Zukunft auf Spiel setzen.“ Schließlich seien es „handverlesene Spitzentalente“.

Dabei habe man aber nur das „Standardverfahren“ angewendet, das unter allen Hamburger Hochschulen abgesprochen war. Wer bis Ende Juni nicht zahlte, habe eine 14-tägige Nachfrist bekommen, an deren Ende die Exmatrikulation stand. Allerdings sei nun noch mal eine „Schleife“ eingebaut. Lange: „Wenn jemand sagt, bevor ich zahle, muss ich erst mal meine Oma fragen, ein Darlehen beantragen oder einen Job suchen, geben wir noch eine Nachfrist bis Mitte September.“ Dies sei aber keine generelle Lösung, sondern nur nach Klärung im Einzelfall möglich.

Allerdings gibt es an der HFMT Studierende, die das eigens für die Gebühren geschaffene Darlehen nicht nicht in Anspruch nehmen können, weil sie im Zweitstudium sind. Für Regiestudenten gilt ein Erststudium in einem anderen Fach sogar als ideale Voraussetzung.

HFMT-Präsident Elmar Lampson hat nun private Spenden für Stipendien gesammelt, die bereits von 37 Studierenden in Anspruch genommen wurden. „Die Studierenden bekommen einmalig 500 Euro im Semester, wenn sie dafür Aufgaben übernehmen“, erklärt Kanzler Lange. „Sie können als Clown im Krankenhaus auftreten, Musik spielen im Altenheim oder etwas anderes tun, was mit unserer Botschaft verbunden ist.“

Beendet ist der Konflikt damit noch nicht. Die Boykotteure erklärten in einer Pressemitteilung, sie würden nur „unter Protest“ zahlen und ihre Aktionen im Wintersemester fortsetzen.