: Die besten Verbesserer finden
NOTEN Mindestens eine Million Schüler in Deutschland bekommen Nachhilfe. Wenn Eltern sich informieren, welches Angebot passt, können sich auch ganz andere Wege auftun
VON HANNAH SCHÜNEMANN
Es ist ein Großmarkt: Mindestens eine Million Schüler in Deutschland nehmen zusätzlich zum Schulunterricht Nachhilfe in Anspruch. Nachhilfe-Anbieter sprießen deshalb in Hülle und Fülle aus dem Boden. Institute, Portale, Vermittlungen, schwarze Bretter, Abendschulen – Nachhilfesuchende haben eine Auswahl wie auf dem Bazar. Doch wie filtert man die guten Angebote heraus? Was ist die jeweils richtige Nachhilfe? Und wer braucht überhaupt Nachhilfe? Ein genauer Blick zeigt, dass es auch hier falsche Schnäppchen, Fehlkäufe und Faustregeln gibt.
„Zu Beginn einer Nachhilfe muss sehr genau herausgefunden werden, welches das Ziel der Maßnahme ist und welche Ursachen dem Problem zugrunde liegen. Erst dann kann über die Art des Unterrichts entschieden werden“, erklärt Cornelia Sussieck vom Bundesverband für Nachhilfe- und Nachmittagsschulen. Grundsätzlich sind neben schlechten Noten, große Unlust, Ängste und Überforderung mit den Hausaufgaben, aber auch Wissenslücken durch lange Krankheit oder einen Umzug Gründe, über Nachhilfe-Unterricht nachzudenken. Wichtig ist, dass nicht immer fachliche Probleme hinter den Schwierigkeiten in der Schule stecken, sondern gegebenenfalls auch private Ursachen, wie Streit in der Familie oder Mobbing in der Schule. In solchen Fällen kann Nachhilfe-Unterricht das Problem nicht beheben. Auch für Kinder mit Rechen- oder Leseschwäche ist die klassische Nachhilfe nicht das Richtige. Hier sind spezielle Nachhilfekurse gefragt.
Viele der großen Nachhilfe-Institute bieten kostenlose Beratungsgespräche und Probeunterricht an – eine gute Möglichkeit, herauszufinden, ob und wie Nachhilfe gebraucht wird. Deutschlandweit gibt es über 3.000 Niederlassungen dieser gewerblichen Institute. Sie verfügen über Räumlichkeiten und eine breite Fächerbetreuung, sowie oftmals Computerräume und Lehrbücher. Außerdem kann hier zwischen Gruppen- und Einzelunterricht gewählt werden. Hier gilt: Vorsicht vor den Mogelpackungen. „Werbeaussagen wie etwa ‚5 weg oder Geld zurück‘, halten wir für unseriös und sie wiegen die Eltern in falscher Sicherheit“, warnt Claudia Sussieck.
Lange Vertragslaufzeiten, Kleingedrucktes oder sonstige Bedingungen sollte man meiden. Ein gutes Indiz für Qualität und Zuverlässigkeit der Institute sind Auszeichnungen wie ein TÜV-Siegel, ein Gütezeichen von RAL oder die Mitgliedschaft in einem Bundesverband.
Private Nachhilfe hingegen findet zu Hause statt. Bei den Lehrern handelt es sich oft um ältere Schüler, Studenten oder pensionierte Lehrer. Der Vorteil dabei ist, dass hier keine Verträge geschlossen werden müssen. Das heißt, etwaige Laufzeiten, bezahlte Ferien und Aufnahmegebühren fallen weg. Und auch finanziell kommt der private Unterricht besser weg. Laut Stiftung Warentest geben Eltern für die Instituts-Nachhilfe durchschnittlich insgesamt 1.150 Euro aus. Bei privaten Anbietern sind es nur 750 Euro. Das liegt auch daran, dass die Institute in Schulstunden, sprich: mit 45 Minuten rechnen. Private Nachhilfelehrer bleiben meist eine volle Stunde beim Schüler.
Einen schönen Kompromiss zwischen privater und gewerblicher Nachhilfe bieten einige Vermittlungsplattformen im Internet. Der Lehrer wird individuell ausgesucht und trotzdem gibt es offizielle Maßstäbe, wie feste Preise und geprüfte Lehrer. Zum Beispiel die TÜV-geprüfte Onlineplattform tutoria prüft ihre Nachhilfelehrer vor der Vermittlung zuerst auf ihre pädagogische und fachliche Eignung. „Die Nachhilfelehrer müssen ihre Qualifikationen durch entsprechende Nachweise, wie Zeugnisse und Zertifikate, belegen, einen Identitätsnachweis einreichen und bekommen Schulungen“, so der Geschäftsführer Christian Nowak. Sind Schüler und Nachhilfelehrer dann verkuppelt, kann der Unterricht flexibel ausgemacht werden.
Oft reicht bei individueller Betreuung eine Nachhilfe-Kur, um den schwächelnden Schüler wieder fit zu bekommen. In acht Wochen mit zwei Stunden Nachhilfe pro Tag sind die meisten Wissenslücken geschlossen, Unsicherheiten beseitigt, Lustlosigkeiten ausgeglichen. Und wenn es dann doch mal wieder bergab geht, kennt man schon eine gute Anlaufstelle auf dem Großmarkt Nachhilfe.
Übrigens: Hier niemals die Rechnung vergessen – Kinderbetreuungskosten sind unter Umständen bis zu einer Höhe von 4.000 Euro jährlich pro Kind steuerlich absetzbar.