RUMPROBE IM YAAM
: Trinkende Profis

Hier ein Häufchen Salz, da ein Häufchen Kaffeepulver

Der Sommer ist schön trotz aller anders lautender Behauptungen. Am Nachmittag hatten wir Fußball gespielt, und nun saßen wir im Yaam. Ich war lange nicht mehr hier gewesen, alles war angenehm und entspannt. Es war schön, mit meinen Fußballfreunden hier zu sitzen. Freunde der Freunde saßen mit am Tisch. Alle redeten mit allen. Es gab Essen, wir tranken Bier, rauchten zwischendurch und redeten vor allem über Fußball. A., der in Zehlendorf aufgewachsen war, hatte mal Sportlehrer gemacht, und B., der aus Ghana stammte, hatte bis zur A-Jugend bei Hertha gespielt, war Schalke-Fan wie ich und kannte viele meiner Helden persönlich.

Irgendwann hatte er mit dem Fußballspielen aufgehört, wohl weil ihm das mit der Disziplin zu viel geworden war. Viele Jahre hatte er nicht mehr gespielt. Oder nur mal mit seinem Sohn. Dann wieder mit uns, also eher ziemlich locker mit unterschiedlichen Leuten zwischen 18 und 60. Er erzählte lustige Geschichten von rauchenden und trinkenden Profis. Die Werbeabteilung einer Rumsorte kam vorbei mit einem fast teezeremoniemäßig gestalteten Tablett, ähnlich denen, wie sie in japanischen Restaurants benutzt werden, oder für die Soßen beim Fleischfondue. Hier ein Häufchen Salz, da ein Häufchen Kaffeepulver, da Limetten, deren eine Hälfte man in das Salzhäufchen und die andere ins Kaffeehäufchen tunkte. So ähnlich, wie man früher Tequila gelernt hatte.

Die Rumprobe war ganz unaufdringlich. Den Rum, den sie bewarben, gab es noch nicht zu kaufen, der Name der Produktionsfirma ist mir gleich wieder entfallen. Dann war es doch spät, und ich verabschiedete mich. Leicht enthusiastisch fuhr ich mit dem Fahrrad nach Hause, trank automatisch am Schreibtisch noch ein Bier und überlegte, ob ich mich nicht zu abrupt verabschiedet hatte. Am nächsten Morgen war das letzte Bier zu viel gewesen. DETLEF KUHLBRODT