: Mailand führt ökologische City-Maut ein
Autofahren in die Innenstadt wird umso teurer, je schlechter die Abgaswerte sind. In immer mehr Städten gibt es eine Innenstadtmaut, in Stockholm gilt sie ab August. In Deutschland befürchten Politiker die Verödung der Innenstädte
MAILAND/BERLIN dpa/taz ■ Die norditalienische Wirtschaftsmetropole Mailand will eine Auto-Maut für die Fahrt in die Innenstadt einführen. Ziel ist nicht nur eine Verminderung der Staus, sondern insbesondere auch der Luftverschmutzung. Nach dem Beschluss der Stadt soll die Gebühr je nach Abgaswerten des Wagens 2 bis 10 Euro pro Tag betragen. Elektroautos und besonders abgasarme Fahrzeuge sind ausgenommen. Die Regelung soll im Herbst eingeführt werden und an Werktagen von 7 bis 19 Uhr gelten. Dafür sollen 42 elektronische Checkposten rund um die Innenstadt errichtet werden.
Mailand gehört zu den italienischen Städten, die am stärksten unter Luftverschmutzung leiden. Diese soll durch die Maut um 25 Prozent verringert werden, hofft die Bürgermeisterin von Mailand, Letizia Moratti. Eigentlich hatte Moratti die Maut schon ab dem 1. Januar einführen wollen.
Doch der Regionspräsident und die Gemeinden aus dem Mailänder Hinterland hatten den Plan erst einmal gestoppt. Jetzt wird die City-Maut zunächst für eine einjährige Probephase eingeführt. Danach soll das Ganze noch einmal überprüft werden. Doch eine Volksabstimmung wie in Stockholm ist nicht vorgesehen.
In Stockholm war eine City-Maut Anfang 2006 zunächst testweise eingeführt worden. Sie brachte bei gleichzeitiger Ausweitung des Angebots von Bussen und Bahn eine Verkehrsentlastung um fast ein Viertel, während die Feinstaubbelastung um 13 Prozent zurückging. In einem Referendum stimmten daraufhin 53 Prozent der Stockholmer für die Maut. Die gilt nun ab 1. August offiziell: Pro Auto und Tag werden 6,40 Euro fällig.
Die Idee der City-Maut breitet sich damit immer mehr aus. Schon 1965 hatte der Stadtstaat Singapur im Kampf gegen den Stau eine Maut eingeführt. Als erste europäische Stadt ließ Bergen, Norwegens zweitgrößte Stadt, von 1986 an seine Autofahrer zahlen, und 1990 folgte die Hauptstadt Oslo. London führte die Maut 2003 ein und erhöhte sie erst im Februar dieses Jahres auf 8 Pfund (ca. 12 Euro).
Auch in Italien gibt es schon Vorbilder: So hat Bologna schon seit gut einem Jahr eine City-Maut. Und im historischen Zentrum Roms gilt in der Woche ein komplettes Fahrverbot für Privatleute, sofern sie nicht eine Sondergenehmigung für 360 Euro im Jahr haben.
Auf der anderen Seite des Atlantiks machte New Yorks Bürgermeister Mike Bloomberg im April seine Pläne bekannt, künftig für die Autofahrt nach Manhattan 8 Dollar (6 Euro) zu kassieren.
In Deutschland tut sich nichts dergleichen. Der Präsident des Deutschen Städtetags und Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) sagte dem Focus: „Uns ist keine deutsche Stadt bekannt, die eine City-Maut einführen will.“ Der Städtetag sehe eine solche Regelung kritisch, da den Innenstädten Vitalität und Kaufkraft geraubt würden. LIEB