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Archiv-Artikel

Der Rückkehrwillige

Von GÖR

Das Ende der Fußballprofi-Karriere im Sommer 2008 war offenbar nicht so einfach für Sergej Barbarez. Was nun? Was tun? Diesen Fragen zur eigenen Zukunft ging der bosnische Nationalspieler – 47 Einsätze, 17 Tore – nicht mit absoluter Entschlossenheit nach. War ja auch ein Luxusproblem. Geldsorgen hatte Barbarez jedenfalls nicht: Während seiner 16 Jahre in Deutschland hat der heute 43-Jährige bei Hannover 96, Union Berlin, Hansa Rostock, Borussia Dortmund, Hamburger SV und Bayer Leverkusen bestens verdient.

Den Trainer-B-Schein wolle er machen, ließ er wissen. Und Ende Januar 2009 schaffte er es in den Aufsichtsrat des HSV. Die Fans des Klubs verehren den launenhaften Bosnier noch heute für seinen Einsatz auf dem Rasen. Nach 16 Monaten trat er aus dem HSV-Aufsichtsrat auch schon wieder aus. Nun aber scheint Barbarez seine Bestimmung gefunden zu haben: Nach der Absage von Felix Magath ist der Ex-Angreifer ein aussichtsreicher Aspirant auf den Posten des Nationaltrainers von Bosnien.

Die bosnischen Fußballfans lieben ihren Sergej. Das erfuhr Barbarez nun gerade wieder, als er zu Gesprächen mit dem nationalen Fußballverband nach Sarajevo flog. Es gab Schulterklopfer auf den Straßen, er musste Autogramme schreiben, wurde zu Drinks eingeladen.

Barbarez ist überzeugt, das Nationalteam trotz des schwachen Starts in die EM-Qualifikation noch zur Endrunde 2016 in Frankreich führen zu können. „Ich bin bereit und weiß, dass das Volk hinter mir steht“, sagte Barbarez, dessen Karriere in Deutschland einst durch schlimme Ereignisse in der Heimat begann: Als er sich 1992 bei seinem Onkel in Niedersachsen aufhielt, verschärfte sich der Jugoslawienkrieg. Das Talent blieb in Deutschland und erhielt nach einem Probetraining einen Vertrag bei Hannover 96. Nun hofft er auf ein Engagement in Bosnien. Genealogisch wäre er ein Top-Kandidat für ein Land, das stets nach einem Ausgleich zwischen den Ethnien zu suchen hat: Barbarez hat Bosniaken, Serben und Kroaten unter seinen Vorfahren. Entscheiden will sich der Verband spätestens morgen.  GÖR