: Hamburg.de wird auf Geldverdienen getrimmt
Mehrheitseigner Springer will Redaktion und Anzeigenabteilung enger zusammenrücken. Jede vierte Stelle fällt weg
Keine vier Monate ist es her, dass der Springer-Konzern 51 Prozent am Stadtportal „hamburg.de“ übernommen hat, schon läuft die Kündigungswelle. Gestern kündigte der neue, von Springer eingesetzte Geschäftsführer Georg Konjovic einigen Mitarbeitern – Freistellung per sofort. Von insgesamt 29 Stellen sollen nur 21 erhalten bleiben.
„In der bisherigen Konstellation war hamburg.de nicht dazu geeignet, ein Stadtportal wirtschaftlich zu betreiben“, sagte Springer-Konzernsprecherin Edda Fels gestern der taz. Daran hätten aber alle Eigentümer Interesse. Neben Springer sind das die Stadt Hamburg, die HSH Nordbank, die Hamburger Sparkasse und die Sparkasse Harburg-Buxtehude. „Bedauerlicherweise zieht die Neuordnung den Abbau von Stellen nach sich“, sagte Fels. Man sei dabei aber nach einer Sozialauswahl vorgegangen.
Von bisher sieben Geschäftsbereichen sollen nur drei erhalten bleiben: Sales/Marketing, IT sowie Content Management/Product Management, der die bisherige Redaktion ersetzen soll. Der Bereich bekommt eine neue Leiterin, die bislang nicht für Redaktionelles zuständig war. Auch in der Redaktion gab es Kündigungen: Von den sechs fest Angestellten war eine schon vor Wochen ausgeschieden, zwei weitere erhielten gestern ihre Papiere – darunter der stellvertretende Redaktionsleiter.
Den verbliebenen Mitarbeitern teilte Geschäftsführer Konjovic am Nachmittag die künftige Unternehmensstrategie mit: Er definierte den IT-Bereich als „Cost-Center“, die beiden anderen Bereiche dagegen als „Profit-Center“. Die Inhalte sollten sich künftig an den „Umsatzzielen orientieren“. Dazu werden „Thementeams“ gebildet, die mit je einem Mitarbeiter aus dem redaktionellen und dem Vertriebsbereich besetzt sind. Nicht-profitträchtige Inhalte, etwa aus dem sozialen Sektor, müsse künftig die Stadt selbst generieren. Bei den eigenen Inhalten von hamburg.de werde die Stadt kein Vetorecht mehr haben, kündigte Konjovic an.
Laut Konjovic leistet Springer für die Umstrukturierung des chronisch defizitären Stadtportals eine Anschubfinanzierung in siebenstelliger Höhe. 2009 wolle man „den ersten schwarzen Monat“ schreiben. JANK