: Pannenmeiler weiter inaktiv
Überprüfungen im Sicherheitsbereich des abgeschalteten Reaktors Brunsbüttel dauern an. Atomaufsicht sieht Klärungsbedarf auch für das AKW Krümmel. Umweltausschuss des Bundestages beraumt Sondersitzung an
Das Atomkraftwerk Brunsbüttel bleibt vorerst weiter abgeschaltet. Das teilte das schleswig-holsteinische Sozialministerium, das für die Reaktorsicherheit im nördlichsten Bundesland zuständig ist, gestern in einem Zwischenfazit der seit Montag laufenden Untersuchungen mit. Seit Wochenanfang suchen Experten der Atomaufsicht und der Landesbaubehörde im Sicherheitsbereich des Reaktors nach weiteren Mängeln.
Der Meiler war am Sonnabend abgeschaltet worden, nachdem im Sicherheitssystem fehlerhafte Verankerungen und Dübelverbindungen festgestellt worden waren. Diese sind Teil der Rohrleitungshalterungen des Not- und Nachkühlsystems. Die Untersuchungen waren gestern noch nicht abgeschlossen.
Die anschließende Bewertung der Untersuchungsergebnisse werde „weitere Zeit in Anspruch nehmen“, stellte Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD) schon mal klar. Sie schloss zudem nicht aus, dass gegebenenfalls auch weitere Untersuchungen notwendig sein könnten. „Bis zum Abschluss dieser Bewertung“, sagte Trauernicht, „bleibt das Kernkraftwerk Brunsbüttel vom Netz.“
Das sei ja wohl „das Mindeste“, kommentierte Marlies Fritzen, Parteichefin der oppositionellen Grünen, die Aussagen der Ministerin. Nach den „wiederholten schwerwiegenden Störfällen und technischen Pannen“, so Fritzen, gebe es aus grüner Sicht nur eine Konsequenz: „die sofortige Stilllegung des Schrottreaktors“.
Gedämpft werden durch den gestrigen Zwischenbericht des Sozialministeriums die Hoffnungen von Betreiber Vattenfall, das AKW möglichst rasch wieder hochzufahren. Vollkommen offen ist ebenfalls, wann der nach einem Trafo-Brand Ende Juni vom Netz genommene Atommeiler Krümmel wieder hochgefahren wird. Vattenfall will den Reaktor bei Geesthacht nach Beendigung der Revisionsarbeiten etwa Ende August „so schnell wie möglich“ wieder anfahren, bestätigte Unternehmenssprecher Ivo Banek. Nach Meinung der Atomaufsichtsbehörde gebe es aber „noch einige offene Punkte“. So müsse geklärt werden, ob Krümmel mit nur einem Transformator und mit höchstens halber Leistung wieder ans Netz gehen könne.
Die Pannenserie der beiden schleswig-holsteinischen Vattenfall-AKWs wird nächste Woche auch Thema im Bundestag: Am kommenden Mittwoch will sich der Umweltausschuss auf einer Sondersitzung mit den „meldepflichtigen Ereignissen in beiden Reaktoren“ beschäftigen, wie aus der gestern veröffentlichten Tagesordnung des Gremiums hervorgeht. Berichterstatter ist Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD).
Den Antrag auf eine Sondersitzung hatten die Fraktionen der Grünen und der Linkspartei gestellt. Beide verlangen eine „Überprüfung der Zuverlässigkeit und Fachkunde der zum Vattenfall-Konzern gehörenden Betreibergesellschaften der Atomkraftwerke durch die Aufsichtsbehörden“. SVEN-MICHAEL VEIT