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Archiv-Artikel

Palästinensischer Minister stirbt nach Demonstration

NAHOST Nach Vorfall bei Nablus Ende der Sicherheitskooperation mit Israel gefordert

AUS JERUSALEM SUSANNE KNAUL

Die palästinensische Führung macht Israel für den Tod eines Ministers verantwortlich. Siad Abu Ein war zuständig für Siedlungsangelegenheiten. Er starb am Mittwoch im Anschluss an Reibereien zwischen Demonstranten und Soldaten bei Turmusaja unweit der Stadt Nablus im Norden des Westjordanlandes.

Augenzeugen berichteten, ein Soldat habe Abu Ein mit dem Gewehrkolben auf die Brust geschlagen. Zuvor hatten die Sicherheitskräfte mit Tränengas auf die Demonstranten geschossen. Ein Videomitschnitt zeigt Abu Ein, wie er zusammenbricht und immer wieder das Bewusstsein verliert. Wunden oder Blut sind nicht zu erkennen. Er starb auf dem Weg ins Krankenhaus.

Die Zeitung Haaretz berichtet unter Berufung auf die Familie des Toten, er habe an Diabetes gelitten und hohen Blutdruck gehabt. Israel werde „für das Verbrechen des Mordes an dem Minister bezahlen“, kündigte der frühere palästinensische Außenminister Riad Malki an. Der nationale Sicherheitsberater in Ramallah, Dschibril Radschub, forderte, die Sicherheitskooperation mit Israel sofort einzustellen.

Die Demonstration einiger Dutzend Aktivisten auch aus Israel und dem Ausland galt dem Menschenrechtstag. Geplant war das Pflanzen von Olivenbäumen auf einem Landstück, das offenbar von israelischen Siedlern aus dem Vorposten Adi Ad in Beschlag genommen werden sollte. 25 überwiegend jüdisch-orthodoxe Familien leben in der auch nach israelischem Recht illegalen Siedlung.

Immer wieder kommt es in der Region südlich von Nablus zu gewaltsamen Zwischenfällen von Palästinensern und Siedlern. Einige Dutzende Siedler hatten sich am Vorabend an der Einfahrt zu einem Nachbardorf von Turmusaja versammelt, um gegen den Diebstahl eines Pferdes zu protestieren, was offenbar wiederholt vorgekommen ist. Die Palästinenser beschweren sich darüber, dass ihre Autos von den Siedlern mit Steinen beworfen werden, außerdem richteten sie Schaden an ihren Olivenbäumen an. Erst vor zwei Wochen besuchte Abu Ein ein von Siedlern beschmiertes Haus einer palästinensischen Familie in Turmusaja, dort, wo die Demonstration stattfand. „Tod den Arabern“ stand auf der Wand.

Die israelische Armee kündigte eine Untersuchung an und signalisierte Bereitschaft zur Kooperation, um den Fall rasch zu klären. Für die Palästinenser schien festzustehen, dass es sich beim Tod von Abu Ein um einen Mord handelt. „Unser Bruder Siad ist ermordet worden“, kommentierte Saeb Erikat, Chefunterhändler bei den Friedensverhandlungen. Er appellierte an die internationale Gemeinschaft, die Palästinenser „vor den Verbrechen einer israelischen Regierung voller Siedler und Extremisten“ zu schützen.