piwik no script img

Archiv-Artikel

Stefan Osterhaus schaut sich in den Galerien von Berlin um

Fangen wir mal mit einer Frage an: Was soll das? Ein Fragezeichen, monumental groß, mit drei Punkten hinter dem ersten. Eine Fortsetzung also, die gar keine ist. Denn der Periode fehlt das Entscheidende: die Frage. Textile Oberfläche, schwarz wie die Nacht, im Dunkeln Gott sei Dank beleuchtet. Question Mark und Three Periods hat Richard Artschwager seine Arbeit genannt. Ein universelles Symbol. Passt gut. Zu allem. Und immer. Es liegt nahe, Artschwagers Idee simpel zu nennen. Aber das ist meistens die Grundierung genialischer Gedanken. Denn ein Fragezeichen ist nicht billig zu haben. Man muss sich erst mal was zurechtbiegen, um auf diese Form zu kommen, ganz im Gegensatz zum Ausrufezeichen, wo gar nichts gebogen werden muss. 17 Jahre ist die Arbeit alt, die wirkt, als habe der Amerikaner sie gestern fertiggestellt, und sein Fragezeichen mit den drei darauf folgenden Perioden ist die eindrucksvollste Arbeit in der Ausstellung 1991 … (Memorial Promenade), die allerlei Bekannte aus 20 Jahren Galeriebetrieb von Thomas Schulte vereint: Naim June Paik und Rebecca Horn, Sol Lewitt und Gordon Matta-Clark, aber es hat seinen Grund, warum Artschwagers Werk so prominent im Schaufenster exponiert ist: Es gehört einfach dort hin!

 Mit Fragen konfrontiert der Japaner Hiroki Tsukuda bei Lena Brüning nicht. Er trifft Aussagen; über das Tokio der Gegenwart, ein Tokio, dass sich gewandelt habe seit dem 11. März, dem Datum der Katastrophe von Fukushima. Über eine Stadt und ein Land, wo nichts mehr so ist, wie es einmal war, in der die Menschen über die Kontaminierung von Selbstverständlichem nachdenken: Wasser. Luft, Essen. Auf großen Zeichnungen schafft Tsukuda ein klaustrophobisches Panorama, das gleichzeitig eine Art umweltpolitischer Appell ist. Das ist ziemlich didaktisch. Aber trotzdem gut.

■ 1991 … (Memorial Promenade); bis 27. August, Di.–Sa. 12 bis 18 Uhr, Thomas Schulte, Charlottenstr. 24 ■ Hiroki Tsukuda: New Tokio; bis 24. September, Mi.–Sa. 13 bis 18 Uhr, Lena Brüning, Almstadtstr. 50