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Archiv-Artikel

Dübel dürfen ohne Prüfung nicht ins AKW

In den Atomkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel stecken Halterungen, die nicht wie vorgeschrieben zertifiziert wurden. Außer der Prüfung unterscheide sie nichts von üblichen Exemplaren, sagt der Stuttgarter Professor Lohnert

Der Dübel hat sich in den vergangenen Wochen zum K.o.-Faktor für Atomkraftwerke entwickelt. Zuerst in Brunsbüttel, dann in Krümmel und jetzt wieder in Brunsbüttel wurden Verankerungen entdeckt, die falsch eingesetzt oder nicht wie vorgeschrieben zertifiziert waren. Wie berichtet, bleibt das AKW Brunsbüttel deshalb vorerst abgeschaltet; in Krümmel verlängern die ungeprüften Dübel eine Reihe anderer Mängel. Günter Lohnert, der Leiter des Instituts für Kernenergetik und Energiesysteme der Uni Stuttgart, verweist aber darauf, dass die Sicherheit eines AKW nicht nur von einem Dübel abhänge.

Wie Lohnert erklärt, sind die Dübel etwas größer als Füllfederhalter. Sie halten Rohre und Leitungsschienen. In Krümmel verankern sie begehbare Plattformen über zwei Notstrom-Dieselgeneratoren für die Kühlung des Kraftwerks. Käme es zu einem Erdbeben, könnten die Dübel herausfallen. Die Plattform könnte abstürzen und den Notstrom-Diesel beschädigen.

Einzelne der Dübel in Krümmel sind locker. Möglicherweise mehrere Hundert sind nicht zertifiziert. „Die Dübel kommen aus der normalen Fertigung, sollen aber nochmal geprüft werden“, sagt Lohnert. Für jeden Stift müssten drei Kladden mit Prüfergebnissen erstellt werden. Deshalb seien die selben Stifte für ein Kohlekraftwerk um den Faktor drei billiger. Die geprüften Stifte würden mit dem Buchstaben „K“ gepunzt oder mit einem roten Ring versehen. Nicht zertifizierte Dübel sind offenbar in mehreren Atommeilern eingbaut worden.

„Ein Dübel kann immer kaputt gehen“, sagt Lohnert. Überdies sei es grundsätzlich schwierig, in einem spröden Material wie Beton mit Dübeln zu arbeiten. Weil ein versagender Dübel aber nur eines von sechs Notstromaggregaten beschädigen würde und nur zwei Diesel gebraucht würden, sei es unzulässig, den Dübel als entscheidend für die Sicherheit des AKW darzustellen. „Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem großen Störfall kommt, wird um den Faktor zehn größer“, sagt Lohnert. Sie erhöhe sich von 1 : 1.000.000 auf 1 : 100.000.

Selbstverständlich sollte ein solcher Dübel halten, sagt Lohnert. Die nicht zertifizierten Dübel zu ersetzen, halte er aber nicht für sinnvoll. „Ich würde wetten, dass es dann nicht besser wird“, sagt er. GERNOT KNÖDLER