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Archiv-Artikel

„Alles Kleinstproduzenten“

LUCIATAG Die Neustädter „Kulturküche“ feiert Lichterfest am Lucie-Flechtmann-Platz

Von SCHN
Lars Wolf

■ 38, ist Industriebiologe, „Kalabums“-Likör-Produzent und Mitinitiator der Neustädter „Kulturküche“.

taz: Herr Wolf, am Luciatag gibt es traditionell eine Prozession mit Frauen und Mädchen in weißen Gewändern und Kerzen auf dem Kopf – haben Sie tatsächlich Neustädterinnen gefunden, die dabei mitmachen?

Lars Wolf: Nein – wir feiern ja auch nicht das Luciafest. Unser Lucie-Lichterfest heißt ja bloß deswegen so, weil es auf dem Lucie-Flechtmann-Platz stattfindet – am Nikolaustag haben wir ja auch schon dort gefeiert. Wir finden die Tradition des Luciafestes aber ganz passend, weil es in seiner christlich-heidnischen Tradition eher bunte und multikulturelle Züge hat und nicht so festgelegt ist wie Weihnachten.

Gehört der heutige „demonstrative Stadtrundgang“ auch zum Lichterfest?

Nein, aber der Endpunkt des Rundgangs wird das Lichterfest sein. Die Kulturküche wird die Teilnehmer am Lucie-Flechtmann-Platz in Empfang nehmen.

Was ist die Kulturküche und wer gehört dazu?

Der feste Kern besteht aus sechs Leuten, alles Kleinstproduzenten: Ich selber produziere zum Beispiel den Likör „Kalabums“, eine Grafik-Designerin, die auch dabei ist, braut in ihrem Garten ebenfalls einen hervorragenden Likör und macht außerdem Marmelade. Dann gibt es einen Cafébetreiber und eine Köchin – wir alle wollen mit der Kulturküche die Idee des gemeinnützigen Unternehmertums umsetzen.

Wie soll das konkret aussehen?

Wir sind intensiv auf der Suche nach einem Raum in der Neustadt, der über die Produzenten grundfinanziert wird und von allen genutzt werden kann, zum Kochen oder zum Musizieren oder für Ausstellungen. Er soll auch temporär genutzt werden können: Wer im Herbst Marmelade machen will, kann das dort gerne tun – zum Beispiel mit der Ernte vom Lucie-Flechtmann-Platz.

Der ist allerdings umgeben von Autoverkehr – kann man das Obst und Gemüse, das dort angebaut wird, überhaupt essen?

Bestimmt nicht alles, aber da müsste man die Lucie-Gärtner direkt befragen. Ich weiß aber, dass Beeren zum Beispiel nicht allzu belastet ist. Vor allem aber als Symbol finde ich die Idee des Urban Gardening ganz toll. Die Menschen schaffen sich hier in Selbstorganisation einen Platz mitten in der Stadt, der allen gehört – das entspricht auch unserer Idee.

Und was gibt’s beim Lichterfest?

Natürlich unsere eigenen Produkte, aber vor allem viel Live-Musik, Jonglage, Kinderprogramm, einen Kunsthandwerkermarkt – und sogar eine Sauna.INTERVIEW: SCHN

Lucia-Lichterfest am Lucie-Flechtmann-Platz, Samstag 17 Uhr