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Archiv-Artikel

Neuer Anlauf für Elektroautos

Norwegische Firma will mit neuem Batteriefahrzeug auf den Markt. Investmentfonds gaben frisches Geld für das Projekt. Das Auto fährt 180 Kilometer pro Ladung

STOCKHOLM taz ■ Seit Jahren träumen norwegische Elektroautoenthusiasten davon, mit einem konkurrenzfähigen Batterieauto diesem Antriebskonzept zum Durchbruch zu verhelfen. Mehrmals hatte dieser Traum bereits in der Pleite geendet. Im August soll der „Think“ mit einer frischen Finanzspritze wieder einmal auferstehen. Es sind unter anderem der US-Ketchupproduzent Heinz, die norwegische Solarzellenfirma REC und US-Investitionsfonds, die in Zeiten der Klimadebatte an das Elektroauto glauben. „Der Markt für Elektroautos war nie besser als jetzt“, hofft Think-Chef Ole Fretheim.

Zuletzt war es Ford gewesen, der sich für die kleine Fabrik in Aurskog nahe Oslo interessiert hatte, die in den Neunzigerjahren mit dem „Pivco City Bee“ auf den Markt gekommen war. 1998 hatte sich der Autokonzern aus Detroit hier überraschend eingekauft. Aus den hochfliegenden Plänen wurde aber nicht viel. Das große Handicap blieb der Kaufpreis, der mindestens doppelt so hoch als bei Benzinautos lag. Doch auch der unterentwickelte Kollisionsschutz des Zweisitzers und die kurzlebigen Batterien lockten nicht genügend KäuferInnen. Nachdem Ford in drei Jahren 150 Millionen Dollar investiert hatte, aber nur 1.000 Think verkauft wurden, warf man das Handtuch. Doch lebt der Verdacht weiter, dass der Autokonzern nie interessiert war, sondern der Konkurrenz nur einen interessanten Happen wegschnappen wollte, um ihn langsam eingehen zu lassen.

Die Technik des neuen „Think City“ ist ehrgeizig. Die Sicherheit wurde deutlich verbessert, der neue Miniflitzer soll eine Spitzengeschwindigkeit von 100 km/h haben, und bei der Batterietechnologie arbeitet man mit der US-Firma Tesla zusammen, die kürzlich das mit 320 km/h schnellste Elektroauto der Welt präsentiert hat. 3.000 gebündelte Laptop-Akkus verschaffen dem Think eine Reichweite von 180 Kilometern pro Ladung. Außerdem soll man in Zukunft nur das eigentliche Auto kaufen müssen, während man das Batteriepaket für monatlich rund 170 Euro leasen kann. Ein Preis, in den Service und der Austausch der Batterien eingehen. In diesem Jahr sollen die ersten 400 Exemplare des neuen Think City die Aurskog-Fabrik verlassen. Für 2008 rechnet man mit einer Jahresproduktion von 2.500 bis 3.000 Elektroautos. Lohnend wird das Ganze bei jährlich 10.000 Exemplaren. Der Kaufpreis soll bei rund 27.000 Euro liegen. REINHARD WOLFF