Frau Pauli oder nicht

SYLT WÄHLT

Ob mit einem Prosecco in der Sansibar oder einem Glühwein in der Westerländer Fußgängerzone – am Sonntag feiert Sylt womöglich seinen neuen Bürgermeister oder seine Bürgermeisterin.

Ganz Sylt? Ach nein: Es geht nur um die Gemeinde Sylt, ein künstliches Gebilde mit rund 15.000 Menschen und mehreren Orten, von denen der größte Westerland ist. Und ungewiss ist obendrein, ob der erste Wahlgang eine klare Mehrheit bringt oder im Januar eine Stichwahl folgen muss.

Dabei war seit 1991 alles klar auf der Insel: So lange regiert Petra Reiber bereits im Westerländer Rathaus. Nun geht die dienstälteste Bürgermeisterin des Landes in Rente. Fünf Herren und eine Dame wollen die Nachfolge antreten – und weil Sylt eben Sylt und die Dame die ehemalige „CSU-Rebellin“ Gabriele Pauli ist, erfährt der Wahlkampf um den Kleinstadt-Posten seit Monaten bundesweite Beachtung.

Nachdem sich ein Kandidat aus Berlin, der mit einem satirischen Anti-Pauli-Wahlkampf antrat, verabschiedet hat, geht es jetzt ernsthaft zur Sache. Ganz oben auf der Sylter Sorgenliste steht der Wohnungsmarkt, auf dem die Reichen und noch Reicheren die Normalverdiener verdrängen. Hier versprechen alle sechs Kandidaten Hilfe – nur wie ist unklar. Es geht aber auch um Freizeitangebote für Jugendliche, Parkplatzmangel in der Hauptsaison und die Inselklinik, die ihre Geburtsstation geschlossen hat.

Alle sechs Kandidaten verbindet, dass sie parteilos sind – es gelang keiner der großen Parteien, eigene Leute ins Rennen zu schicken. So beschränken sich die Fraktionen des Ratshauses darauf, einzelne Personen zu unterstützen. Pauli sprach zuletzt mit den Insel-Piraten, die sich die 57-Jährige im Amt „gut vorstellen“ können.

Nur zwei Kandidaten leben auf Sylt, einer weiterer ist dort geboren. Die drei Auswärtigen stammen aus Köln, Aachen und eben Bayern. Kein schlechtes Zeichen: Auch Bürgermeisterin Reiber ist eine Zugereiste.  EST