: „Regenschirme sind verboten“
Noch höher als die Wahrscheinlichkeit, sich beim alljährlichen Wacken Open Air einen Tinitus zu holen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Metal-Festival im Schlamm versinkt. Ein Gespräch über feuchte Felder mit Festival-Veranstalter Holger Hübner
HOLGER HÜBNER, 41, ist einer von drei Veranstaltern und Mitbegründer des Wacken Open Air. Seit 1990 zieht es jedes Jahr tausende Fans zum größten Metal-Festival der Welt in die Gemeinde Wacken.
taz: Herr Hübner, wird man in Wacken beinharte Metalfans mit leuchtend gelben Regenschirmen vor der Bühne sehen?
Holger Hübner: Laut Wetterbericht gehen wir eigentlich davon aus, dass das Wetter gut wird. Unsere Besucher brauchen also gar keine Schirme, um sich vor dem Regen zu schützen.
Was tun Sie gegen die nassen Felder?
Die letzten Tage hat es ja viel geregnet. Zum Glück trocknen die Felder jetzt aber langsam wieder ab. Am Montag war trotzdem ein Helikopter im Einsatz und hat die Campingflächen trocken gefönt. Das heißt, dass er stundenlang über die Felder geflogen ist und das Wasser nach außen gedrückt hat. Ein paar Festival-Besucher sind übrigens schon da und zelten bereits.
Haben Abschleppunternehmen während der Wacken-Tage eigentlich Hochkonjunktur oder ziehen die Metal-Fans ihre Karren alleine aus dem Dreck?
Nein, Abschleppunternehmen brauchen wir auf unserem Gelände nicht. Dafür haben die Bauern aus der Gegend mit ihren Traktoren Hochkonjunktur. Die warten schon regelrecht auf eine Ansage, dass es wieder losgeht.
Beschreiben Sie doch mal einen typischen Wacken-Besucher nach fünf Tagen Metal und Schlamm.
Komplett schwarz, gut gelaunt, immer noch durstig und in Vorfreude auf das nächste Jahr. Übrigens erreichen wir in diesem Jahr mit 50.000 verkauften Karten Rekordzahlen gegenüber den Vorjahren.
Wird die Technik auf der Bühne mögliche Regenschauer unbeschadet überstehen?
Die Bühne ist natürlich komplett wasserdicht, da kann wirklich nichts passieren. Vor einem Kurzschluss muss also niemand Angst haben.
Wie reagieren eigentlich hart gesottene Rocker wie Turbonegro oder Type O Negative auf das trübe Wetter in Schleswig-Holstein?
Turbonegro kommen ja selbst aus Skandinavien, die kennen also solch ein Wetter. Und Type O Negative aus New York sind wie die meisten Bands ja schon seit vielen Wochen unterwegs. Die treten nicht nur beim Wacken Open Air auf, sondern spielen auch auf vielen anderen europäischen Festivals. Die meisten von diesen Konzerten waren genauso verregnet. Deshalb sind viele unserer Bands dieses Wetter also schon gewohnt.
Gibt es an den Merchandising-Ständen auch Gummistiefel und Ostfriesennerze anstatt Vans und Totenkopf-Shirts?
Natürlich, wir verkaufen wirklich Gummistiefel. Wir haben aber auch Regenponchos im Angebot. Regenschirme mit Wacken-Logo gibt es bei uns nicht. Die sind erstens zu sperrig und zweitens könnte man während eines Konzertes jemanden damit verletzen, deshalb sind sie auf dem Gelände verboten. INTERVIEW: UTA GENSICHEN