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Archiv-Artikel

DAVID JAROLIM, HSV Der Verschlepper

DAVID JAROLIM

■ 32, kommt aus dem tschechischen Cáslav und spielt seit 2004 beim HSV. FOTO: DPA

Drei Spiele, ein Punkt, vorletzter Tabellenplatz in der Fußball-Bundesliga, in München fünf Tore bekommen und dabei noch gut weg gekommen. Der Hamburger SV ist schlecht in die Saison gestartet und die Fernseh-Kommentatoren fragen, wie lange der HSV Geduld mit seinem Trainer hat – dabei war es Sportdirektor Frank Arnesen, der dieses Team zusammengestellt hat.

Der HSV hat die teuren, älteren Spieler nicht nur deshalb weggeschickt, weil sie Geld kosten, das der Club nicht mehr hat, sondern weil die Spielweise eine andere werden sollte. Kurzpass, schnell, mehr laufen. Nun bilden ein 19- und ein 23-Jähriger ohne Bundesligaerfahrung die Innenverteidigung, und zwei 19-Jährige einen Sturm, der gegen Bayern ohne Torchance bleibt. Stürmer Mladen Petrić ist krank, Stürmer Paolo Guerrero verletzt. Die kommen irgendwann wieder, aber ob das reicht?

Beim 0:5-Debakel gegen die Bayern probierte es HSV-Trainer Michael Oenning mit einem 4-4-2. Die Mannschaft sollte kompakter stehen als zuletzt. Oenning brachte im Mittelfeld David Jarolim und Heiko Westermann zentral, Marcell Jansen links und Tomás Rincón rechts. Spieler, die ihre Stärke in der Defensive haben. Hat nichts gebracht.

Wie groß das Problem des HSV ist, sehen wir am schon aussortierten Jarolim, der so spielt wie Oenning es nicht will. Jarolim läuft mit dem Ball am Fuß durchs Mittelfeld. Er schleppt ihn und verschleppt dabei das Tempo. Er verliert den Ball auch gerne mal, aber er gewinnt dann und wann einen Zweikampf, dann und wann klaut Jarolim dem Gegner die Kugel.

Das reicht, dass Oenning seine Schwächen schluckt. „Wir müssen aufpassen, dass der Zug nicht ohne uns abfährt“, sagte Jarolim nach dem Spiel. Und erklärte den Unterschied zwischen Theorie und Praxis: „Wir haben uns gut vorbereitet. Aber das hilft nicht, wenn du schon nach 15 Minuten mit 0:2 zurückliegst.“ Und dann sagte er noch: „Wir haben viel besprochen, aber es kommt drauf an, dass wir es umsetzen.“

Nun ist es mit dem Widerspruch zwischen Theorie und Praxis so, dass es mehr über die Theorie sagt, wenn die Praxis sich gegen sie sperrt, als über die Praxis. Eine Theorie, die nicht klappt, ist schlecht. Beim Stand von 4:0 baute Oenning um. Dennis Diekmeier ging, Innenverteidiger Michael Mancienne wechselte nach rechts, Westermann aus dem Mittelfeld in die Innenverteidigung, für Westermanns Position kam Gojko Kačar. So sieht Suchen aus.

Oenning sucht die passende Grundordnung und schließt Kompromisse wie den mit Jarolim. Womöglich muss sich Oenning von der Idee einer neuen Spielweise verabschieden, weil die Praxis das erzwingt. Nächsten Samstag kommt Köln, die haben auch nur einen Punkt.

ROGER REPPLINGER

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