Musikstandort St. Pauli
: Filigraner Nährboden

Es ist erstaunlich, mit wie viel Engagement und langem Atem die GAL und SPD-Fraktion in der Bezirksversammlung Mitte den Plan verfolgen, der Live-Musik auf St. Pauli unter die Arme zu greifen. Die Idee ist grundsätzlich zu begrüßen: Dem Kiez täte mehr Kulturangebot zwischen Schlager-Move, Happy-Hour-Alarm und Rotlicht-Touristen zweifellos gut.

KOMMENTAR VON KLAUS IRLER

Die Frage ist nur: Was genau wird aus dem Engagement? Die Vorstellungen der Beteiligten variieren da von verbessertem Stadt-Marketing im Fahrwasser der Beatles-Vergangenheit bis zur Hoffnung auf eine junge, lebendige zeitgenössische Musikszene, die den Kiez entdeckt – nicht aus Nostalgie, sondern aus Lust an der Gegenwart.

Mag sein, dass dem einen oder anderen Club durch die Initiative geholfen und das Programm auf dem Kiez dadurch belebt werden kann. Eher schwer vorstellbar aber ist, dass sich die jungen Musiker durch verbesserte Rahmenbedingungen nachhaltig für den Kiez begeistern ließen: Der kreative Nährboden, den diese Szene braucht, lässt sich nicht am runden Tisch planen.

Die junge Künstler- und Clubszene sucht sich ihre Orte schon immer selbst. Dabei könnte sie mit Unterstützung wahrscheinlich schon was Anfangen. Nicht aber mit der Idee, dass die Hilfe an den Kiez als Bedingung geknüpft ist.