AUS DER GRUNDSCHULE DES JOURNALISMUS IN THÜRINGEN
: Sinnloser und sinnvoller Hass

BERLIN taz | Eine alte Regel im Journalismus lautet: Kommentare schreibt man mit heißem Herzen, aber kühlem Kopf. In Weimar war das am Dienstag anders herum: „Ein solches Ausmaß an sinnlosem Hass macht einfach nur fassungslos“, heißt es gestern im Leitartikel der Thüringischen Landeszeitung zu den Ereignissen in Pakistan. Wenn man „einfach nur fassungslos“ ist, sollte man besser keine Kommentare verfassen. Oder was bedeutet „sinnloser Hass“? Gibt es auch „sinnvollen Hass“, wie die Phrase impliziert? Es handelt sich eher um einen Pleonasmus, einen weißen Schimmel. Denn Hass ist eine negative Emotion, und das Adjektiv „sinnlos“ beschreibt den Verlust der Vernunft – auch des Leitartiklers, der sich ausgelutschter Worthülsen bedient. Wenn aber solch ein sinnfreier Kommentar auch noch über die Nachrichtenticker gejagt wird, dann schlägt das dem Fass die Krone aus dem Zacken der Klassikerstadt Weimar.