: Bread & Butter soll zurück auf die Straße
FASHION Die Modemesse Bread & Butter war mal in Barcelona, mal in Berlin. Jetzt musste sie Insolvenz anmelden. Trotzdem soll im Januar eine kleine Ersatzveranstaltung stattfinden. Ob das klappt?
VON ANDREAS HARTMANN
„Bread & Butter wishes you a wonderful Christmas and a very Happy New Year“, steht auf der Weihnachtskarte, die gerade von Bread & Butter an Geschäftspartner und Freunde des Hauses verschickt wurde. Im Logo findet sich ein Weihnachts-Berlinbär mit Sektglas in der Hand. Man bekommt nicht unbedingt das Gefühl, als ob es mit der Feierlaune vorbei sein könnte bei der Modemesse.
Dabei hat die Bread & Butter gerade Insolvenz angemeldet, was Geschäftsführer Karl-Heinz Müller einen „notwendigen Schritt“ nannte, nur um hinzuzufügen, dass er im Rahmen der Fashion Week im Januar bereits eine Ersatzveranstaltung plane, die „Bread & Butter – Back to the Streets“ betitelt ist. Statt der 600 Aussteller, die zu ihren besten Zeiten zur Bread & Butter im ehemaligen Flughafen Tempelhof kamen, will Müller seine neue Minimesse an einem anderen Standort mit nicht mehr als 40 Modelabels realisieren.
Noch lässt sich nicht absehen, was die genauen Folgen der Insolvenz sind, was diese für die über 80 Mitarbeiter bedeutet und ob vielleicht sogar schon im Sommer 2015 wieder eine ganz normale Bread & Butter stattfinden wird. Der Insolvenzverwalter hat bekannt gegeben, dass er den Glauben an das Konzept der Messe noch nicht aufgegeben habe, ein Gesundschrumpfen, so wie es der „Back to the Streets“-Versuch ankündigt, könnte also zumindest theoretisch die Folge sein. Das deutsche Insolvenzrecht hat da schon so manches Wunder vollbracht.
Tatsache aber bleibt, dass ein weiteres Klaus-Wowereit-Prestigeprojekt abgewirtschaftet hat. Lustigerweise eines, das auch in einem Flughafen beheimatet war. Im Jahr 2003, als man sich fragte, wie man den nicht weiter betriebenen Flughafen Tempelhof bespielen könnte, holte Wowereit die Bread & Butter von Köln nach Berlin, der Umzug war absolute Chefsache. Die ehemals so hippe Messe bekam einen lukrativen Vertrag und entwickelte sich tatsächlich zu einem Zugpferd der Fashion Week. Doch Geschäftsführer Karl-Heinz Müller entpuppte sich nicht als der dankbare Gefolgsmann Wowereits, sondern kam mit immer neuen Plänen für seine Messe, die nicht die Art von Dankbarkeit gegenüber Berlin vermuten ließen, wie Wowereit sich das vorgestellt haben muss. Bread & Butter orientierte sich immer wieder in Richtung Barcelona, zog für eine Weile ganz dorthin, um dann doch wieder nach Berlin zu kommen. In den letzten Jahren ging das Gezerre erneut los. Müller kündigte an, wenigstens im Winter in Barcelona gastieren zu wollen, dazu kam es dann doch wieder nicht, das Ganze wirkte wie eine Posse und tat der Beziehung zwischen Berlin und Bread & Butter sicher nicht gut.
Für den kommenden Januar konnte Müller nur noch 200 Aussteller für seine Fashionveranstaltung gewinnen. Das war eindeutig zu wenig für das riesige Gelände, obwohl dort bereits in den letzten Jahren damit begonnen wurde, immer mehr Bereiche zu sperren, damit der Schwund an Ausstellern nicht so auffiel.
Bread & Butter wurde letztlich zum Gefangenen ihres eigenen Erfolgs: Die Messe wurde irgendwann zu groß, um noch cool zu sein, weswegen die großen Marken sich irgendwann genauso wie die hippen Labels fragten, was es denn überhaupt für einen Sinn haben würde, auf einer Messe auszustellen, die keinen Imagegewinn mehr versprach. Geschäfte werden auf so einer Messe nicht gemacht. Wer eine kleine Boutique hat, fährt nicht zur Bread & Butter, um sich die neue Kollektion von G-Star zeigen zu lassen, sondern zu G-Star direkt.
Im Rahmen der Fashion Week war Bread & Butter zuletzt nur noch eine Messe unter vielen. Panorama, Premium, Seek, so heißen all die kleinen, mobilen Modemessen, die es inzwischen in Berlin gibt. Sie sind jetzt schon da, wo Bread & Butter mit „Back To The Street“ erst noch hinwill, beim kleinen, aber feinen Format, das viel besser zu Berlin passt als so ein Fashiontanker, wie es Bread & Butter war. Das letzte Wort hat jetzt der Insolvenzverwalter.