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Archiv-Artikel

Geld für Acker und Weinberg: Crowdfunding für Landwirte

AGRAR Nun finanzieren auch Bauern, Winzer oder Braumeister ihre Projekte durch den Schwarm

MÜNCHEN/BERLIN dpa | Eine Kiste Ökowein oder frisches Biogemüse? Wer sich per Schwarmfinanzierung an landwirtschaftlichen Projekten beteiligt, dem winken appetitliche Gegenleistungen. Crowdfunding-Plattformen wie indiegogo.com oder seedmatch.de bringen heute nicht mehr nur kreative Köpfe aus Film- und Medienindustrie mit Geldgebern zusammen, sondern inzwischen auch Berufsgruppen wie Bauern, Winzer und Bierbrauer. Ob neue Maschinen, ein zusätzliches Stück Land oder ein neuer Hühnerstall – der Schwarm liefert das Geld für die Projekte und bekommt zum Teil echte Naturalien als Gegenwert.

Noch geht es nicht um das ganz große Geld. So setzte ein Ökobetrieb in Schönwalde in Schleswig-Holstein aufs Crowdfunding für die Entwicklung von zwei neuen landwirtschaftlichen Produktionsgeräten. Je nach gestifteter Summe boten die Bauern den Geldgebern beispielsweise Rezeptsammlungen, Gemüsepakete oder Übernachtungen im Heu an – und nahmen mit ihrer Aktion gut 7.400 Euro ein, wie Karsten Wenzlaff vom Berliner Institut für Kommunikation in sozialen Medien berichtet. Meistens geben die Finanziers beim Crowdfunding nur wenige Euro – dafür haben sie auch nur selten Mitspracherechte, beim Scheitern des Unternehmens müssen sie nicht für Ausfälle aufkommen.

Mehr Verbindung schaffen Genussscheine, wie die Winzerin Sybille Kuntz aus Lieser an der Mosel weiß. Schon vor 20 Jahren kam die studierte Ökonomin auf die Idee, sich von ihren Kunden über solche Wertpapiere Geld zu leihen für die Erweiterung ihres Weinguts. „Der Zuspruch war überwältigend“, erinnert sich Kuntz. Seither hat sie mit dem Geld vor allem neue Weinberge gekauft. Die Anleger bekommen jedes Jahr ihre „Riesling-Dividende“ geliefert – und nach Laufzeit-Ende des Genussscheins ihren Einsatz zurück. Allerdings sind die Mitspracherechte der Genussscheininhaber – siehe der insolvente Windkraftprojektierer Prokon – gering.

Das Internet beflügelt derzeit offenbar neue Varianten der Geldbeschaffung: So ließ sich eine Münchner Brauerei per Genussschein-Ausgabe im Netz einen Neubau finanzieren – und zahlt die Zinsen derzeit in Form von Naturalien aus. Mit dem Trend zu regional und ökologisch erzeugten Lebensmitteln wachse auch bei den Verbrauchern das Interesse an der Produktion, sagt Wenzlaff. Crowdfunding biete nicht nur die Möglichkeit, direkt mit dem Erzeuger in Kontakt zu kommen, sondern auch die, die Herstellung mitzugestalten.