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Archiv-Artikel

Generalstaatsanwalt von Hama tritt zurück

SYRIEN Der ranghohe Beamte protestiert mit diesem Schritt gegen die Gräueltaten der Regierungstruppen wie die Exekution von Gefangenen. Berichte über seine angebliche Entführung weist al-Bakkur zurück

BEIRUT dapd/dpa | Das syrische Regime zeigt nach Monaten blutiger Gewalt gegen Demonstranten erste Auflösungserscheinungen. Aus Protest gegen das gewaltsame Vorgehen der syrischen Sicherheitskräfte gegen Demonstranten in Hama hat der Generalstaatsanwalt der Stadt seinen Rücktritt bekannt gegeben. In einem Video, das am Mittwochabend im Internet veröffentlicht wurde, erklärte Adnan Bakkur, am 31. Juli seien in Hama 72 Häftlinge exekutiert worden. Weitere 420 Menschen seien während der Belagerung der Stadt Anfang August ums Leben gekommen.

Die Authentizität des Videos konnte nicht unabhängig überprüft werden. Die amtliche syrische Nachrichtenagentur Sana berichtete dagegen, die Videoaufnahmen über den Rücktritt des Staatsanwalts seien Teil einer fortgesetzten Medienkampagne gegen Syrien. In Wirklichkeit hätten Terroristen Bakkur am Montagmorgen auf dem Weg zu seinem Büro entführt und ihn zu den Aufnahmen gezwungen. Die Aufnahmen belegten erneut die Teilnahme von al-Dschasira an der Verbreitung von Falschmeldungen über Syrien.

„Ich trete von meinem Amt in Assads Regime und seiner Bande zurück“, sagte Bakkur in dem Video. Regierungsbeamte hätten ihn angewiesen, bewaffnete Banden für die Todesopfer bei der Niederschlagung der Proteste verantwortlich zu machen. Die Offensive in Hama sei von Innenminister Mohammed Schaar angeordnet worden. In einem zweiten Video, das offensichtlich nach der Verbreitung der Erklärung von Sana aufgenommen wurde, erklärte Bakkur, er sei nicht entführt worden. Er werde weitere Einzelheiten nennen, wenn er das Land verlassen habe. Derzeit stehe er unter dem Schutz der Rebellen und des Volkes, sagte er weiter.

In der Nacht zum Donnerstag meldete die Protestbewegung erneut Razzien in der Stadt Hama, die zu den Hochburgen des Aufstandes gegen Präsident Baschar al-Assad gehört. Am Mittwoch seien landesweit drei Demonstranten getötet worden, hieß es. Unter den Toten soll ein Mädchen sein, das in Deir as-Sur erschossen wurde. Am Donnerstag berichtete die Protestbewegung zudem von heftigen Kämpfe in der Stadt Deir as-Sur nahe der irakischen Grenze. Hier hätten sich desertierte Soldaten mit Angehörigen der Regierungsmiliz Feuergefechte geliefert. Mehrere Mitglieder der Schabiha-Miliz seien verwundet worden.

Wie viele Menschen seit Beginn des Aufstandes Mitte März getötet wurden, kann bislang niemand genau sagen. Menschenrechtler gehen jedoch von mehr als 2.200 Toten aus. Hunderte von Menschen werden von ihren Angehörigen vermisst. Es wird befürchtet, dass etliche von ihnen getötet und in Massengräbern verscharrt wurden.