: Verloren, vergessen, vorbei
WEHMUT Alles ändert sich, aber manches fehlt sehr
Wenn eine Besatzerstatue in Dublin fällt, mag dies ein Akt der Befreiung sein. Wenn man von schiefen Holzhäusern im alten Istanbul in winddichte Plattenbauten mit Bad zieht, mag dies Fortschritt bedeuten. Und wenn die Kriminalität in den dämmrigen Gassen von Soho durch Luxussanierung und Edelmarken verdrängt wird, zieht Bürgerlichkeit ein und führt garantiert zu hohen Mietpreisen. Alles ändert sich, nicht immer zum Besseren. Auf der Strecke bleiben meist ein unwiederbringliches Lebensgefühl, eine Art der Kommunikation, auch handwerkliche Fähigkeiten. Unsere AutorInnen berichten aus fünf Städten über Vergangenes. Bei allen – außer Dublin – schwingt Wehmut mit, diese zarte Trauer über Verlorenes, die aus der Erinnerung die Gegenwart bewertet. „Bei dem Verlustgefühl handelt es sich nicht um Nostalgie für die gloriosen wilden, schäbigen Zeiten“, schreibt unsere Autorin über Soho, „sondern es geht um eine zunehmend enge, vermauerte, unerschwingliche Zukunft“.