LESERINNENBRIEFE :
Völlig inakzeptabel
■ betr.: „Ärztechef lässt Rauch aufsteigen“, taz vom 31. 8. 11
Es ist völlig inakzeptabel, dass sich ein hoher Ärztefunktionär in derartig plumper, ja schwachsinniger Weise über sämtliche glasklar nachgewiesenen wissenschaftlichen Erkenntnisse hinwegsetzt, dies in der offensichtlichen Absicht, der Tabaklobby zuzuarbeiten. Wie nach seinen grotesken Einlassungen zu erwarten, hat Herr Jonitz bei der jüngsten Wahl gegen Herrn Kollegen Montgomery verloren. Bitte tragen Sie jetzt so weit es irgend in Ihrer Macht steht, dafür Sorge, dass sich dieser Herr in Zukunft so wenig wie möglich öffentlich äußert, er hat leider nicht nur sich selbst, sondern auch die Berliner Ärzteschaft vor der gesamten Republik lächerlich und unglaubwürdig gemacht. DIETRICH LOSS, München
Fatale Wirkung für Jugendliche
■ betr.: „Ärztechef lässt Rauch aufsteigen“, taz vom 31. 8. 11
Mit seiner öffentlichen Zelebrierung und Verharmlosung des Rauchens hat Herr Dr. Jonitz, Präsident der Berliner Ärztekammer, überregional dem Ansehen des Ärztestandes geschadet. Er diskreditiert Menschen, die sich für den Schutz der eigenen Gesundheit einsetzen, als „Gesundheitsapostel“ und erzählt, dass er als Kind unter Rauchern aufgewachsen und dennoch weder krank noch Kettenraucher geworden sei. Durch solche und ähnliche Aussagen entsteht eine fatale öffentliche Wirkung, auch für Jugendliche.
Mit dieser und ähnlichen weiteren Erklärungen rückt er in die Nähe eines Tabaklobbyisten und hat an der Spitze der Berliner Ärzteschaft nichts mehr zu suchen. WOLF HEMPEL, Wöllstein
Rüde Polizeimethoden
■ betr.: „Wer hat Angst vor einer Puerta del Alex“, taz vom 29. 8. 11
Manuela Heim berichtet von einem Polizeieinsatz in Berlin, den das Opfer, das „keinen Widerstand“ leistete und anscheinend „im Weg stand“, so schilderte: Er sei gewürgt und an den Beinen hochgezerrt worden, sodass sein Kopf auf das Pflaster knallte. Internetvideos zeigen, wie zwei Polizisten den jungen Mann wegschleppen. Beschwichtigend spricht Heim von „teils rüden Methoden“ der Polizei!
Ich selbst war in mehreren südfranzösischen Städten Zeugin dieser friedlichen, in ihrem Bemühen um basisdemokratische Entscheidungen bisweilen rührenden Bewegung. Dort war es den jungen Leuten gelungen, die Sympathie der Anwohner zu gewinnen und ihre Anliegen sachlich und objektiv zu vermitteln. Gelegentlich zeigte die französische Polizei unauffällig Präsenz. Dass diese Bewegung, inspiriert durch den Aufruf eines KZ-Überlebenden, ausgerechnet in Deutschland auf brutale, bürokratisch bornierte Repression stößt, ist weder Einzel- noch Zufall: Die im Grundgesetz verankerten Formen direkter Demokratie, die auf den großen Plätzen Südeuropas praktiziert und diskutiert werden, sind hierzulande verpönt. Eklatante Defizite demokratischer Willensbildung bei einem Teil der Polizei zeigen sich nicht nur bei Demonstrationen, sondern auch bei der Ablehnung der Kennzeichnungspflicht. Diese Polizisten sind noch nicht einmal dazu bereit, Ausschreitungen gegen Wehrlose namentlich und persönlich zu verantworten! ANNE ARNOLD, Berlin