: Der fliehende Holländer
Beschwerdebriefe an Deutschen und Welt-Fußballverband: Hamburger SV will den Abgang von Mannschaftskapitän Rafael van der Vaart nach Spanien mit allen Mitteln verhindern. Und Uwe Seeler warnt vor gefährlichen Methoden
Rafael van der Vaart zieht alle Register, doch der Hamburger SV sitzt am längeren Hebel. Nach massivem Druck durch den Niederländer und seinen Spielerberater Sören Lerby schaltete HSV-Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer gestern den Fußball-Weltverband FIFA und die Deutsche Fußball-Liga (DFL) ein. Er schickte einen Brief an den werbenden Club FC Valencia, in dem er anmahnte, die Bemühungen „unverzüglich“ einzustellen, da der Spieler definitiv nicht zum Verkauf stehe.
Kopien dieses Briefes wurden an die DFL und die FIFA gesandt, die sich bei weiteren Verstößen einschalten könnten. Laut FIFA-Statuten darf weder ein Konkurrenz-Club noch ein Spielerberater einen Profi zur Auflösung seines Vertrages bewegen. Sollte Lerby oder Valencia nachgewiesen werden, dass sie van der Vaart aufgefordert haben, seinen Verkauf zu forcieren, droht der Ex-Bayern-Profi Lerby seine Vermittler-Lizenz zu verlieren. Valencia drohten hohe Geldstrafen.
Der 24-jährige van der Vaart, der sich mit angeblichen Rückenschmerzen krank gemeldet hatte, wollte keinen Kommentar abgeben. Ob er am Sonntag in der Bundesliga gegen Bayer Leverkusen auflaufen wird, ist unklar. „Die Fronten sind völlig verhärtet“, sagte der HSV-Aufsichtsratschef Horst Becker. Und Uwe Seeler warnte davor, dem Wunsch des Kapitäns zu entsprechen: „Es wird gefährlich, wenn solche Methoden greifen.“
Die Lokalpresse in Valencia berichtet, dass van der Vaart bereits nach einem Haus in der ostspanischen Hafenstadt suche. Der HSV lehne jedoch weiterhin jeden Kontakt mit dem FC Valencia ab, berichteten die Zeitungen Las Provincias und Levante. Der Partner von Lerby, Bayram Tutumlu, sagte der valencianischen Presse: „Die Sache ist keine Frage des Geldes. Was der HSV verlangen wird, dürfte von der Offerte des FC Valencia nicht sehr weit entfernt sein.“ Laut Las Provincias will der FC Valencia, der bisher 14 Millionen Euro Ablöse bot, dem HSV-Kapitän einen Fünf-Jahres-Vertrag mit einem Nettoeinkommen von 1,8 Millionen Euro im Jahr geben.
Der belgische Innenverteidiger des HSV, Vincent Kompany, sieht die Aufregung um den Mannschaftsführer nüchtern: „Rafael ist immer ein Pluspunkt. Aber der Hamburger SV hat 100 Jahre ohne ihn gespielt, und er wird es weitere 100 Jahre auch noch tun.“ Britta Körber/ Hubert Kahl, dpa