Letzter Prozess wegen Folter in Abu Ghraib

US-Oberstleutnant Jordan soll verbotene Verhörmethoden in dem Militärgefängnis im Irak geduldet haben

WASHINGTON/FORT MEADE rtr/ap ■ Gut drei Jahre nach der Veröffentlichung schockierender Bilder von Misshandlungen irakischer Gefangener durch US-Soldaten im Gefängnis Abu Ghraib bei Bagdad hat am Montag der Prozess gegen den einzigen angeklagten US-Offizier begonnen. Gleich zu Beginn ließ das Militärgericht zwei der schwersten Anklagepunkte fallen. Damit drohen dem früheren Direktor der Verhörabteilung des Gefängnisses, Oberstleutnant Steven Jordan, statt über 16 nur noch achteinhalb Jahre Haft. Jordan wird Quälerei und Misshandlung zur Last gelegt; die Vorwürfe der Falschaussage gegenüber Ermittlern und Behinderung der Justiz wurden aber fallen gelassen, weil Jordan bei seiner Vernehmung dazu nicht auf seine Rechte hingewiesen worden war.

Die Armee wirft Jordan vor, verbotene Verhörmethoden geduldet zu haben. Als Beispiele wird die Bedrohung der Gefangenen mit aggressiven Hunden genannt. Die Taten wurden der Anklage zufolge zwischen September 2003 und August 2004 im Joint Interrogation Debriefing Center der US-Armee in Abu Ghraib begangen. Der ermittelnde Generalmajor George Fay kam bei seinen Ermittlungen zu dem Schluss, dass Jordan im November 2003 die Anwendung von Gewalt bei einer Suche nach versteckten Waffen in Abu Ghraib stillschweigend geduldet und damit die Voraussetzung für die anschließenden Misshandlungen geschaffen habe. Jordan hat sich für unschuldig erklärt. Das Verfahren findet vor einem Militärgericht im Fort Meade im US-Bundesstaat Maryland statt.

Der Skandal von Abu Ghraib hatte weltweit für Empörung gesorgt. Sieben US-Soldaten wurden 2004–05 im Zusammenhang mit dem Skandal zu Haftstrafen verurteilt und unehrenhaft aus dem Dienst entlassen. Der Abu-Ghraib-Chefin, Brigadegeneral Janis Karpinski, wurde der Rang eines Oberst aberkannt.