dinges-dierigs informationspolitik
: Demokratie geht anders

Das wäre nicht nötig gewesen. Der Lehrerstellenplan ist in Hamburg ein Thema, da kann es sich eine Bildungssenatorin nicht leisten, zum Schulstart ohne Zahlen vor die Medien zu treten.

KOMMENTAR VON KAIJA KUTTER

Vielleicht wurde Dinges-Dierig zuletzt zu viel verwöhnt von wohlwollender Berichterstattung in senatsfreundlichen Medien, die sie als Reformerin feierten. Dass sie den Schaden, den sie durch Vergrößerung der Klassen vor allem in den Grundschulen anrichtete, nun gezielt mit niedrigen Klassenfrequenzen von nur 19 Schülern in den Brennpunktschulen wieder gut zu machen versuchte, war ein PR-Coup. Weil dadurch die Lage immer unübersichtlicher wird, gerät in den Hintergrund, dass die Mehrheit der Kinder immer noch in großen Klassen lernt.

Doch warum versteckt die Senatorin die Lehrerzahl? Warum tut sie so, als wäre sie nicht von Belang? In einer Zeit, wo Wahlen bevor stehen und sich andere Parteien darum bewerben, die Geschicke dieser Stadt zu leiten, hat die Öffentlichkeit erst recht Anrecht auf diese Information.

Sie ihr zu vorzuenthalten, ist schlicht undemokratisch.

Dieses Verhalten passt zu der traurigen ersten Amtshandlung der Senatorin. Sie verfügte für alle Lehrer und Schulleiter einen Maulkorberlass, der es ihnen untersagt, sich unabgesprochen mit der Behördenleitung an die Öffentlichkeit zu wenden.

Deshalb hat Dinges-Dierigs Beschwörung, die Lage an den Schulen sei gut, sie würden zu hundert Prozent mit dem, was sie brauchen, versorgt, keinen Wert. Die Öffentlichkeit kann sich kein Bild davon machen.