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Archiv-Artikel

Die Umweltministerin soll’s richten

RADIOAKTIVER SCHROTT Das Hickhack um die Zwischenlagerung von Castorbehältern aus Frankreich und Großbritannien dauert an. Habeck sieht Bayern in der Pflicht

Von RP

Nun soll es Barbara Hendricks richten. Die Bürgerinitiative (BI) Lüchow-Dannenberg hat die Bundesumweltministerin aufgefordert, das „Gezerre“ um den Verbleib von 26 Castorbehältern mit hochradioaktivem Schrott aus der Wiederaufarbeitung zu beenden. Die Behälter sollen aus den Plutoniumfabriken La Hague (Frankreich) und Sellafield (Großbritannien) nach Deutschland gebracht werden.

Eine Einlagerung ins Zwischenlager Gorleben, wo bereits 113 Castoren geparkt werden, ist durch eine entsprechende Änderung des Atomgesetzes ausgeschlossen. Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg haben sich bereit erklärt, jeweils einige Behälter in „ihren“ Zwischenlagern zu bunkern, sofern mindestens ein drittes Land mitzieht. Der Kieler Umweltminister Robert Habeck (Grüne) drängt Bayern, einen Teil der Castoren aufzunehmen. Er findet es „angezeigt, dass sich die Länder, die bis zuletzt an der Atomkraft festgehalten haben, also die unionsgeführten, auch an der Bewältigung der Altlasten beteiligen“.

Der Streit dauert bereits fast zwei Jahre. Weil es bislang keine Einigung gibt, wurde der Transportbeginn kurzerhand von 2015 auf 2017 verlegt. „Merkwürdig, dass es bei der Terminverlegung keine Aufgeregtheit wie in der Vergangenheit gab, als die Transporte unter Verweis auf internationale Verträge nach Gorleben durchgeprügelt wurden“, sagt BI-Sprecher Wolfgang Ehmke.

Nach jahrelanger Fixierung auf den Standort Gorleben hatten Bundesregierung und Bundestag die Suche nach einem Endlager für den hochradioaktiven Atommüll neu eröffnet. Eine Experten-Kommission, die bislang sieben Mal getagt hat, soll Kriterien für die Suche entwickeln. Die meisten Umweltverbände und Anti-Atom-Organisationen lehnen eine Mitarbeit mit dem Gremium ab – unter anderem, weil Gorleben nicht aus dem Suchverfahren ausscheidet. Ehmke verweist darauf, dass Gorleben durch weitere Atomanlagen belastet ist. In der Nähe des Erkundungsbergwerks stehen zwei Zwischenlager für Atommüll und die sogenannte Pilotkonditionierungsanlage, in der defekte Castorbehälter repariert werden können.  RP