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Archiv-Artikel

Vermiester Sieg

3. LIGA Zwischen gewaltsamen Fankrawallen gewinnen die Fußballer des VfL Osnabrück mit 1:0 gegen Preußen Münster

Geschichten wie diese schreibt der Fußball besonders gut. Ein Spieler – lange verletzt, seit dem Sommer vereinslos, dann im September von seinem alten Team wieder unter Vertrag genommen – macht bei seinem ersten Einsatz, bei seinem ersten Ballkontakt drei Minuten nach seiner Einwechslung den 1:0-Siegtreffer. Und das auch noch im Derby gegen den Lokalrivalen. Sein Name: Aleksandar Kotuljac, in Osnabrück noch immer als Aufstiegsheld aus der Saison 2009/10 verehrt, dann am Ende der vergangenen Spielzeit wegen eines Kreuzbandrisses schmerzlich vermisst und schließlich ausgemustert.

Dass gerade der 29-jährige Stürmer kurzfristig zurückgeholt wurde, spricht nicht gerade für die Personalplanung beim Fußballdrittligisten VfL Osnabrück. Denn die hat zwar für ein junges und talentiertes Team gesorgt, jedoch bei der Neuzusammenstellung des Kaders in der Offensive gespart. Schlussmann Manuel Riemann hat sich trotz seiner nicht gerade torwartesken Körpergröße zu einem starken Rückhalt entwickelt, die Innenverteidigung mit Martin Hudec und Nils Fischer hinterlässt endlich einen sicheren Eindruck und das spielstarke, technisch versierte Mittelfeld präsentiert sich oft als Augenweide.

Allerdings finden Pässe und Flanken im Sturm keine treffsicheren Abnehmer. Kotuljacs wiederum verletzte sich bei seinem entscheidenden Kopfball in der 80. Minute und musste ausgewechselt werden. Sportdirektor Lothar Gans sprach in der Halbzeitpause davon, dass dem Team im erstmals ausverkauften Stadion an der Bremer Brücke aufgrund seines niedrigen Durchschnittsalters noch die Durchschlagskraft fehle. Osnabrücks Trainer Uwe Fuchs wiederum ist froh, durch den Sieg „endlich die Wende geschafft zu haben“.

Ansonsten war dieses 29. Derby zwischen dem VfL und Preußen Münster weitgehend ereignislos. Umso mehr passierte dafür auf den Rängen: Die Preußen-Ultras hatten bei einem Auswärtsspiel ihre Fahne – also den heiligen Gral der Fangemeinschaft – verloren. Gefunden haben die Fahne dann Mainzer Anhänger. Da diese mit Osnabrück eine Fanfreundschaft pflegen, schickten sie das gute Stück nach Niedersachsen. Die VfL-Ultras drohten nun die Fahne zu hissen. Ein Affront für die Gäste.

Ausschreitungen wurden befürchtet und traten auch ein (siehe Kasten). „Wir sind erschrocken aufgrund der vielen unschönen Szenen“, sagte die sichtbar schockierte VfL-Sprecherin Yvonne Lehnfeld. Der Coach der Lila-Weißen Uwe Fuchs fand deutlichere Worte: „Das sind absolute Vollidioten, und zwar unabhängig davon, aus welcher Stadt sie kommen.“ Nur der Gästetrainer Marc Fascher äußerte sich in der Pressekonferenz nicht zu den Vorfällen, obwohl viele Verletzungen durch einen im Preußen-Fanblock gezündeten Sprengkörper zustande gekommen waren.

HEIKO OSTENDORF