: Motorola-Werk in Flensburg droht das Aus
Heute gibt das Unternehmen seine Entscheidung bekannt. Bis zu 900 Arbeitsplätze könnten nach Aachen wandern
Der Handy-Hersteller Motorola gibt vermutlich seinen Standort Flensburg mit rund 900 Mitarbeitern auf. Zwar wird das Unternehmen erst heute seine Entscheidung bekannt geben. Jedoch ging Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) schon gestern an die Öffentlichkeit. Es sei bitter, sagte er, dass die Argumente für den Erhalt des Standortes auf taube Ohren gestoßen seien. „Wir werden klotzen, um die Folgen des Motorola-Abzugs abzufedern“, sagte er außerdem.
Erst im Frühjahr hatte Motorola entschieden, die Fertigung von UMTS-Geräten nach China zu verlagern. In Flensburg gingen deshalb 230 Arbeitsplätze verloren. 700 Arbeitsplätze im Bereich Logistik sowie 200 Verwaltungsmitarbeiter blieben übrig. „Wir suchen jemanden, der uns die Logistik-Leistung am Standort teilweise abnimmt“, sagte der Chef von Motorola Deutschland, Ralf Gerbershagen, bald darauf. Vermutlich stehen jedoch die gesamten 900 Arbeitsplätze auf dem Spiel: Ohne Logistik-Sparte könne es in Flensburg auch keine Verwaltung mehr geben, sagte der IG Metall-Vertreter Meinhard Geiken gestern. Der mögliche Verlust wäre für die Region und die betroffenen Menschen eine Katastrophe, sagte er und schätzte, dass in Betrieben im Umfeld von Motorola weitere 700 Arbeitsplätze in Gefahr seien. Nach Geikens Angaben ist der Partner, mit dem Motorola verhandelt, das Unternehmen Cinram aus Alsdorf bei Aachen. Dies deckt sich mit Carstensens Aussage, die Logistiksparte werde in die Nähe von Aachen verlagert.
Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums wurden seit 1994 rund 26 Millionen Euro öffentlicher Fördermittel in den Motorola-Standort investiert. Auch deshalb zeigte sich Carstensen gestern „persönlich tief enttäuscht“. Er kündigte an, in Zukunft vor allem den Mittelstand fördern zu wollen. Vor der Entscheidung hatte die Landesregierung noch Wirtschaftsförderung für Motorola „bis an die Schmerzgrenze“ in Aussicht gestellt. Am Wochenende war der Ministerpräsident außerdem gemeinsam mit seinem Wirtschaftsminister Dietrich Austermann (CDU) in die amerikanische Konzernzentrale gereist, um Überzeugungsarbeit zu leisten – offenbar ohne Erfolg. KC