: Nordbanken bleiben Nordbanken
Nach der Kreditkrise: Die norddeutschen Landesbanken stehen nicht als potentielle Juniorpartner der Westdeutschen Landesbank zur Verfügung. Beide verfolgen eine eigene Strategie und glauben, gut alleine über die Runden zu kommen
Die Eigentümer der HSH-Nordbank sind die Freie und Hansestadt Hamburg zu 35,38 Prozent, das Land Schleswig-Holstein (20,02%) und der Sparkassen- und Giroverband Schleswig-Holstein (18,02%). Die restlichen 26,58 Prozent gehören privaten Investoren, dies ist ein Novum. Die HSH-Nordbank beschäftigt 4.400 Mitarbeiter und arbeitet mit Sparkassen, Kommunen, größeren mittelständischen Firmen und vermögenden Privatkunden zusammen. Die Anteilseigner der Nord LB sind die Länder Niedersachsen (41,75%), Sachsen-Anhalt (8,25%), die Finanzgruppe Sparkassenverband Niedersachsen (37,25%) sowie die Sparkassenbeteiligungszweckverbände Sachsen-Anhalt (7,53%) und Mecklenburg-Vorpommern (5,22%). Bei der Nord/LB arbeiten 5.560 Menschen für die verbundenen Sparkassen und die der Bank angeschlossenen Länder. Sie hält 92,5 Prozent an der Bremer LB. SHE
VON GERNOT KNÖDLER
Die Norddeutschen Landesbanken halten sich bei der Neuordnung des halb öffentlichen Bankwesens in Deutschland zurück. Wie Vertreter der jeweiligen Haupteigentümer Niedersachsen und Hamburg sagten, sehen sowohl die Norddeutsche Landesbank (Nord LB) als auch die HSH Nordbank keinen Handlungsdruck. Beide Banken seien „gut aufgestellt“. Einem aus Nordrhein-Westfalen kolportierten Vorschlag, aus den heute bundesweit sieben Landesbanken zwei große Landesbanken – eine für Nord-, eine für Süddeutschland – zu schmieden, begegneten sie skeptisch. „Dem gebe ich wenig Chancen“, sagte der niedersächsische Finanzminister und Aufsichtsratsvorsitzende der Nord LB Hartmut Möllring (CDU). „Das ist für uns derzeit kein Thema“, sagte ein Sprecher der Hamburger Finanzbehörde.
Auslöser der aktuellen Diskussion war die Übernahme der Sachsen LB durch die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), das größte der sieben Finanzinstitute. Die Sachsen LB hatte sich auf dem Immobilienmarkt der USA kräftig verspekuliert und ist von den Süddeutschen vorerst gerettet worden. Unter Druck sind die Landesbanken, weil die Länder seit zwei Jahren nicht mehr für ihre Verluste haften dürfen. Seitdem erhalten sie Kredite nicht mehr günstiger als normale Geschäftsbanken. Die Landesbanken sind gezwungen effektiver zu wirtschaften.
Die HSH-Nordbank, die Hausbank der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein, hat darauf reagiert, indem sie sich spezialisierte: unter anderem auf Schiffs- und Immobilienfinanzierungen. Außerdem leitete sie eine Privatisierung ein. Sieben Investoren, gebündelt von der amerikanischen Investmentbank J. C. Flowers, besitzen inzwischen ein gutes Viertel der Anteile. Der Vorstand ist gerade dabei, die Bank börsenfähig zu machen.
Auch die Nord LB hat sich eine Marktnische gesucht. Zusammen mit der norwegischen Finanzgruppe DNB Nor will sie sich das Baltikum erschließen. Die Nord LB ist eigenen Angaben zufolge nicht in von der fatalen US-amerikanischen Hypothekenkrise betroffen. Wie die HSH Nordbank versucht sie auf dem Transportsektor und mit Erneuerbaren Energien Geld zu verdienen.
Trotzdem werden die beiden norddeutschen Landesbanken wohl nicht fusionieren. „Wir sagten, dass das ein Wunschkandidat ist“, sagte Nord-LB-Aufsichtsratschef Möllring. Die Eigentümer der HSH-Nordbank hätten sich jedoch für Flowers entschieden. „Man muss Entscheidungen akzeptieren, auch wenn sie gegen einen gefällt wurden“, sagte Möllring.
Eine Norddeutsche Landesbank à la NRW aus der Nord LB, der HSH Nordbank und der Berliner Bankgesellschaft unter Führung der West LB als größtem Institut hält Möllring für wenig wahrscheinlich. „Das wird nicht in einem Aufgalopp gehen, vier Banken, die sehr unterschiedlich sind, zusammen zu knallen“, sagte der Minister. Überdies habe sich die Nord LB gerade von ihrem zehnprozentigen Anteil an der Berliner Bankgesellschaft getrennt und die West LB habe ihren Anteil an der HSH Nordbank an Flowers verkauft.
Der nordrhein-westfälische Regierungssprecher Andreas Krautscheid dementierte den Vorschlag, der Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) zugeschrieben wird, halbherzig. „Es gibt keine Festlegung auf einen solchen Plan B“, sagte er. Die Landesregierung sei aber dabei, auszuloten, welche Alternativen es für die West LB gebe. Entscheidend seien dabei die Auswirkungen auf die Zahl der Arbeitsplätze und die Standorte im Land.
Während die Sparkassenverbände Nordrhein-Westfalens auf ein Zusammengehen der West LB mit der ertragsstarken LBBW dringen, befürchtet Rüttgers offenbar einen Verlust an Prestige und Einfluss für sein Land. Denn bei einer Fusion mit der LBBW wäre die einstmals führende West LB nur der Juniorpartner.
Dass die Nord LB nach einer Fusion von West LB und LBBW marginalisiert werden könnte, schreckt Nord-LB-Aufsichtsratschef Möllring nicht. „Größe heißt nicht automatisch Stärke“, sagte der CDU-Politiker.