Im Oktober gibt es 7 Milliarden Menschen

WELTBEVÖLKERUNG Die Welt wächst vor allem in den Entwicklungsländern. Neue Studie vorgestellt

In Europa gebären Frauen kaum zwei Kinder – im Niger mindestens sieben

BERLIN taz | 7 Milliarden Menschen werden im Oktober auf der Welt leben. Nur zwölf Jahre hat es gedauert, bis die Weltbevölkerung um die letzte Milliarde gewachsen ist. Dabei konzentriert sich das höchste Bevölkerungswachstum ausschließlich auf eine Region: die Länder südlich der Sahara.

Das geht aus der neuen Studie „Afrikas demografische Herausforderung“des Instituts für Bevölkerung und Entwicklung hervor, die gestern in Berlin vorgestellt wurde. Die Auswertung von Zahlen aus 103 Entwicklungsländern bringt auf den ersten Blick besorgniserregende Ergebnisse: Während es Europa auf nicht einmal zwei Kinder pro Frau bringt, gebären Frauen im strukturell überforderten Niger mindestens sieben. Dennoch ist die Studie keine Hiobsbotschaft, sondern gibt auch Hoffnung: Sie zeigt anhand von Schwellenländern, wie eine junge Bevölkerung Entwicklung ermöglichen kann.

Bangladesch macht es den afrikanischen Staaten vor. In den fünfziger Jahren galt das Land entwicklungspolitisch als aussichtsloser Fall: Die Bevölkerung vermehrte sich exponentiell, die Infrastruktur war heillos überlastet, das durchschnittliches Bildungsniveau katastrophal. Rund 50 Jahre später ist Bangladesch hervorragend aufgestellt: Im Gegensatz zu Europa hat es eine große erwerbsfähige Schicht. Das Bildungsniveau hat sich stark verbessert. Es gibt wenig alte Menschen und eine gesunde Geburtenrate.

Zwei Dinge, so Reiner Klingholz, Direktor des Instituts für Bevölkerung und Entwicklung, hätten dazu beigetragen: Zum einen das bessere Bildungsniveau, wobei die Sekundärbildung ausschlaggebend sei, denn erst sie eröffne Optionen für das Arbeitsleben. Dabei spielt die Sekundärbildung von Frauen eine entscheidende Rolle: Frauen mit einer weiterführenden Bildung bekommen ihre Kinder später, und im Schnitt auch weniger. Der zweite Faktor ist die gesellschaftliche Gleichstellung der Frau. Viele Frauen in Entwicklungsländer geben an, sie hätten weniger Kinder geboren, hätten sie ein Mitbestimmungsrecht gehabt.

Denn so gut ein starkes Bevölkerungswachstum ist, so schlecht sind zu hohe Kinderzahlen: „Kein Land der Welt hat es jemals geschafft, sich sozioökonomisch weiterzuentwickeln, so lange zu viele Kinder auf die Welt kommen.“ ELENA BEIS