„Es geht um Homophobie“

SCHWULE UND LESBEN Magnus-Hirschfeld-Centrum veranstaltet Diskussion vor der Bürgerschaftswahl

■ 52, ist schwulen und lesbenpolitischer Sprecher der Hamburger Grünen in der Bürgerschaft und gilt als Vater der Hamburger Ehe.

taz: Herr Müller, ist Schwulen und Lesbenpolitik im Hamburger Wahlkampf überhaupt noch ein zentrales Thema?

Farid Müller: Also, bisher hat man den Eindruck nicht gewonnen.

Fast alle Parteien sprechen sich für die Gleichstellung von Homosexuellen aus. Gibt es da inhaltlich noch gravierende Unterschiede?

Ja, die gibt es. Wir Grünen wollen zum Beispiel einen Aktionsplan gegen Homophobie auf den Weg bringen. Die SPD will das aber nicht.

Was muss in Hamburg noch geschehen, um die Rechte von Homo, Bi und Transexuellen zu stärken?

Die Rechte sind auf Landesebene schon seit einigen Jahren gleichgestellt. Deswegen geht es jetzt nur noch um die Frage, wie man der Diskriminierung entgegentreten kann, und da ist eben dieser Aktionsplan gegen Homophobie ein ganz wichtiger Baustein.

Was haben sich die Grünen bezüglich der Schwulen und Lesbenpolitik für die nächsten Jahre vorgenommen?

Wir werden die Entwicklung bei der Polizei ganz genau beobachten müssen. Da war die Gewalt gegen Lesben, Schwule und Transgender bisher nicht wirklich ein Thema, das hat sich gerade aber etwas geändert. Dann wollen wir die Lesbisch Schwulen Filmtage weiter fördern. Und dann – das ist jetzt gar nicht speziell ein Schwulenthema – wollen wir nicht, dass die Aidshilfe gekürzt wird. Das ist allerdings im Dezember beschlossen worden. Deshalb müssen dieses Jahr das erste Mal in der Geschichte der Aidshilfe Leute entlassen werden. Und das trifft natürlich zu 70 Prozent gerade schwule Männer.In Russland ist Homosexualität ein Tabuthema. Hat das das Verhältnis zwischen Hamburg und seiner Partnerstadt St. Petersburg beeinträchtigt? Ja, wir haben uns dafür ausgesprochen, dass wir mit unserer Partnerstadt St. Petersburg keine weiteren Rahmenvereinbarungen wollen, solange sich die russische Seite weigert, schwul-lesbische Themen aufzunehmen. Aber wir haben bisher die schwul-lesbischen Aktivisten aus St. Petersburg vom Senat zum Christopher Street Day nach Hamburg eingeladen und das wollen wir weiterführen. INTERVIEW: ELLA CARINI

Podiumsdiskussion „Was sagen die Parteien zur Gleichstellung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Trans*?“ mit Vertretern von SPD, CDU, Grünen, FDP und Linkspartei: 19 Uhr, Magnus-Hirschfeld-Centrum, Borgweg 8