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Archiv-Artikel

„Vier Jahre sind zu lang“

WESERSTADION Das Amtsgericht verhandelt gegen rechte Hools, die 2007 eine Fan-Feier überfielen

Im Prozess

■ treten mehrere Zeugen auf, die Opfer des Überfalls auf den Ostekurvensaal im Januar 2007 wurden. Dort feierte die linke Werder „Ultra“-Gruppe Racaille Verte eine Party. Der Interviewpartner ist einer der Zeugen, möchte aber namentlich nicht genannt werden.

taz: Im Januar 2007 überfielen rechte Hooligans ihre Feier im Ostkurvensaal, es gab viele Verletzte. Heute beginnt der Prozess gegen sieben der Täter. Zu spät?

Wir hätten definitiv erwartet, dass das schneller geht. Vier Jahre sind auch für eine überlastete Justiz eine zu lange Zeit. Wir können uns nicht erklären, warum das bis jetzt gedauert hat. Gleichzeitig sind wir sind natürlich froh, dass es überhaupt noch eine Verhandlung gibt. Auch wenn viele der Täter nicht ermittelt werden konnten – es waren etwa doppelt so viele an dem Überfall beteiligt, als heute vor Gericht stehen.

Was versprechen Sie sich von dem Verfahren?

Am Ende muss eine empfindliche Bestrafung stehen, die die Täter auch so empfinden, nicht nur ein paar Sozialstunden oder eine kleine Geldstrafe. Schließlich gab es damals eine Menge Verletzte. Wir sind aber skeptisch, das da jetzt noch viel dabei herauskommt.

Weshalb?

Uns wundert sehr, dass die angeklagten Tatbestände – schwerer Hausfriedensbruch und gefährliche Körperverletzung – vom Landgericht an das Amtgericht verwiesen wurden. Das ist normalerweise für weniger schwerwiegende Dinge zuständig. Außerdem geht in vier Jahren vieles verloren. Zwar wurden damals Aussagen aufgenommen, aber man kann sich jetzt an die Details nicht mehr so erinnern.

Es hieß, die ZeugInnen würden von den Angeklagten bedroht. Inwiefern?

Die Täter sind entweder nach rechts offene Hools oder organisierte Neonazis aus dem Umfeld der Gruppen „Standarte“ und „Nordsturm Bremen“. Aus deren Reihen gibt schon seit Monaten Einschüchterungen gegen uns. Leute werden mit Anspielung auf den Prozess abgefangen und bedroht. Das ist teils außerhalb des Stadions geschehen, teils aber auch im Stadion, zuletzt beim Spiel gegen Kaiserslautern. Interview: Christian Jakob

Prozess, ab heute, Amtsgericht