Umstrittene Kammer-Pläne

GESUNDHEIT Niedersachsens rot-grüne Regierung will trotz Kritik Pflegekammer einrichten

Arbeitgeber, Gewerkschaften und Sozialverbände in Niedersachsen appellieren an die Landesregierung, die Pläne zur Einrichtung einer Pflegekammer nicht weiter zu verfolgen. Die aktuellen und zukünftigen Probleme in der Alten- und Gesundheitspflege könnten durch die Pflegekammer nicht gelöst werden, unterstrichen Vertreter des Deutschen Gewerkschaftsbundes, der Unternehmerverbände, der Dienstleistungsgesellschaft Ver.di und des Arbeitgeberverbandes Pflege am Dienstag in Hannover. Es würde lediglich eine wirkungslose und teure Bürokratie aufgebaut.

Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD) verteidigte dagegen die Pläne. Die Pflege und die in der Pflege Beschäftigten würden mit einer Pflegekammer eine deutliche Aufwertung erfahren, sagte sie: „Mit dieser kann der größten Berufsgruppe im Gesundheitswesen eine einheitliche Stimme gegeben und ihr die Bedeutung und Anerkennung verliehen werden, die ihr zukommen muss.“

In Niedersachsen arbeiten rund 70.000 examinierte Pflegerinnen und Pfleger. Die Mitgliedschaft in der Kammer wäre für sie alle verpflichtend. Das Land erhofft sich davon eine bessere Interessenvertretung der Pflegekräfte auf politischer Ebene. Die Pflegekammer würde außerdem selbstständig Ausbildungsstandards und eine verbindliche Berufsethik festlegen. Als erstes Bundesland soll Rheinland-Pfalz im Frühjahr 2016 eine Berufskammer erhalten, in der Pflegekräfte sich ähnlich wie Ärzte, Anwälte und Steuerberater organisieren.  (epd)