HARALD KELLER DER WOCHENENDKRIMI
: Besuch von den Pedanten

Es gibt Krimireihen im deutschen Fernsehen, die könnten sich, nach britischem und skandinavischen Vorbild als Mehrteiler organisiert, gegen internationale Konkurrenz behaupten. „Kommissarin Lucas“ zum Beispiel, einer der ZDF-Samstagskrimis, hat das Potenzial, in die Liga neuerer Qualitätsproduktionen wie „Broadchurch“ oder „The Fall“ aufzusteigen. Anderen Titeln würden kürzere Ausstrahlungsintervalle nicht bekommen.

Bei „Ein starkes Team“, seit 1994 im Programm, liegt der Spaß gerade darin, alle paar Monate wieder vorbeizuschauen. Zu den Konstanten gehört, dass Schlawiner Sputnik (Jaecki Schwarz) beruflich stets bei einem aktuellen Trend mitschwingt, und das kann bei, mal angenommen, wöchentlichem Sendeturnus nicht funktionieren. Aktuell betätigt sich der frühere Volkspolizist übrigens als Homestager; dabei richtet er Häuser für den Verkauf her. Wir sind in der 60. Folge, doch wird um das Jubiläum kein großes Brimborium gemacht. Keine Sonderzuteilung an Spezialeffekten, kein Ausflug ins Bond-Milieu oder schallerndes Shakespeare-Tarantino-Fußstapfenhüpfen. Verena (Maja Maranow) hat abgenommen (Muss man sich Sorgen machen?), Otto (Florian Martens) zeigt gute Laune (Ernsthaft: muss man sich Sorgen machen?), Ben (Kai Lentrodt) ist nicht bei der Sache. Reddemann (Arnfried Lerche) missioniert in Sachen Geldanlagen. Und in einer Wohnstatt des gehobenen Milieus wird eine Ehefrau ermordet aufgefunden. Der Vorfall steht in Zusammenhang mit dem sozialen Abstieg der Akademikerkaste und hat zur Folge, dass Ben Ärger bekommt, weil er im Dienst eine Sexseite angewählt hat. Ermittlungstechnisch bedingt, aber erkläre das einer dem Revisor vom Stamme der Pedanten. Verenas Erleuchtung (Kamera: Stefan Ditner) zeigt sich auch äußerlich. Macht attraktiv, ist aber unfair gegenüber jenen, deren Züge von Plackerei und Sorgen zeugen.

„Ein starkes Team: Tödliche Verführung“, Sa., 20.15 Uhr, ZDF