Kommentar: KLAUS WOLSCHNER zur Sparkassen-Affäre : Bremerhavener Filz
Rund 8.000 Euro Zusatzverdienst für vier Sitzungen im Jahr – das lässt sich niemand gern entgehen. Soviel gibt es für einen Sitz im Verwaltungsrat der Sparkasse Bremerhaven. Viel Arbeit ist mit diesem Aufsichtsgremien normalerweise nicht verbunden.
Kein Wunder also, dass die, die diese Sitze einnehmen und das Geld mitnehmen, andere Berufe haben, in denen normale Menschen voll ausgelastet sind. Üblich ist es auch in solchen Gremien, dass der Vorsitzende die Sitzung leitet und die anderen, insbesondere wenn sie der gleichen Fraktion oder Partei angehören, ihrem Vorsitzenden nicht in die Parade fahren.
Das bedeutet: Ein Sitz ist eine feine Sache. Wenn der Oberbürgermeister Jörg Schulz „seinem“ Parteivorsitzenden Siegfried Breuer sagt: „Hey Siegfried, willst Du nicht ...“ Man könnte in so einem Fall Nein sagen, aus hygienischen Gründen, oder man greift zu.
Moral, das hat am Dienstagabend David Precht in der Sparkasse Bremen (vgl. Seite 27) erläutert, ist immer eine Sache des Vergleichs: Wieso soll ich mich moralisch korrekt verhalten, wenn andere zugreifen?
Eine Stütze des anfälligen menschlichen Moralempfindens ist das Recht. Es war in diesem Fall eindeutig und wenn dies dem Richter Jörg Schulz entgangen sein sollte, würde das ganz andere Fragen aufwerfen.