piwik no script img

Archiv-Artikel

Eine typisch jemenitische Zwischenlösung

JEMEN Die Kämpfe zwischen den Huthi-Rebellen und der Präsidentengarde sind eingestellt. Trotz einer einvernehmlichen Rückzugsvereinbarung verharren beide Parteien erst mal in ihrer aktuellen Stellung

SANAA rtr/ap/taz | Die schiitischen Huthi-Rebellen in Jemen haben ein Angebot von Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi zur Machtteilung in dem arabischen Land angenommen. Es bestätige die Vereinbarungen, die im September getroffen worden seien, sagte Mohammed al-Buchaiti, ein Führungsmitglied der Huthis, am Donnerstag. Vor dem Präsidentensitz demonstrierten dennoch hunderte Anhänger des Präsidenten gegen die Rebellen und versicherten Hadi ihrer Unterstützung. Sie bezeichneten den Vormarsch der Huthi-Rebellen als Putsch.

Die Kämpfer der Huthi-Miliz befanden sich nach Berichten von Augenzeugen weiterhin in ihren Stellungen vor dem Präsidentenpalast und der privaten Residenz des Staatschefs, der damit faktisch ihr Gefangener war. Hadi hatte erklärt, die Rebellen seien bereit, ihre Kämpfer von dort abzuziehen. Huthi-Anführer al-Buchaiti sagte, der Abzug der Rebellen und die Freilassung des Direktors des Präsidialamts könne in den kommenden drei Tagen erfolgen, wenn die noch offenen Punkte der Vereinbarung umgesetzt seien. Die unmittelbare Freilassung von Stabchef Ahmed Awad bin Mubarak war nach anderen Berichten jedoch Teil der am Mittwoch erzielten Vereinbarung.

Der Präsident hatte am Vortag erklärt, die Huthis hätten das Recht, in allen staatlichen Institutionen vertreten zu sein. Außerdem könne man erneut über einen Verfassungsentwurf verhandeln. Angesichts der Entspannung in der Hauptstadt Sanaa haben die Behörden im Süden des Landes den Hafen und den Flughafen von Aden wieder geöffnet.

Die Huthis hatten im September Sanaa weitgehend unter ihre Kontrolle gebracht und lieferten sich in den vergangenen Tagen Gefechte mit der Präsidentengarde. In Jemen gibt es seit Jahren Auseinandersetzungen zwischen Stämmen und Religionsgruppen. Die Huthis sind aber auch Figuren im Ringen um die Vorherrschaft in der Region zwischen dem sunnitischen Saudi-Arabien und dem schiitischen Iran. Saudi-Arabien stoppte umgehend seine Hilfe für die jemenitische Regierung, als die Huthis die Kontrolle über die Hauptstadt übernahmen. Die wollen Hadi offenbar nicht stürzen, sondern mehr Einfluss ausüben, ohne dabei Regierungsverantwortung zu übernehmen. Der Jemen ist auch Basis der sunnitischen al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel, die als radikalster Flügel der Extremistenorganisation gilt. Gegen sie gehen die USA mit Drohnenangriffen vor.