Nicht durchgängig vom Zeugen beobachtet

AUTOBRÄNDE Ein 29-jähriger Verdächtiger ist wieder frei, weil der dringende Tatverdacht fehlt

Der Verdacht einer Autobrandstiftung gegen einen Lichtenberger hat sich vorerst nicht erhärtet. Der am Montag Festgenommene wurde am späten Abend wieder freigelassen. Es werde aber weiter gegen ihn ermittelt, sagte eine Polizeisprecherin.

Ein Zeuge hatte nach eigenen Angaben den 29-Jährigen beobachtet, wie dieser in der Lichtenberger Margaretenstraße aus einem Haus gerannt sein und einen brennenden Gegenstand unter einen Mercedes geworfen haben soll. Das Auto ging in Flammen auf. Der Verdächtige soll alkoholisiert gewesen sein. Ein dringender Tatverdacht aber fehlt, weil der Mann offenbar nicht durchgängig von dem Zeugen beobachtet wurde. Im Juli wurde der 29-Jährige auf einer linken Demonstration in Kreuzberg wegen Landfriedensbruchs festgenommen.

Ohne Täter, aber mit Motiv stellt sich inzwischen der Fall eines brennenden Opels in Friedrichshain am Dienstag vergangener Woche dar: In einem Bekennerschreiben im Internet heißt es, das Auto habe einem Neumieter des im Februar geräumten Hausprojekts Liebigstraße 14 gehört. „Unser Willkommensgruß an den aufstrebenden Mittelschicht-Yuppie“, verkündet die Schrift. „Wer Menschen aus Lebensräumen vertreibt und Nutzen aus brutalen Bulleneinsätzen zieht, muss mit Konsequenzen rechnen.“ Bereits Anfang August demolierten Unbekannte den VW eines Neumieters der Liebig 14. Später brannte der Motorroller eines Bewohners. Wiederholt wurden auch Scheiben und Briefkästen des Hauses zerstört. Bisher sind nur wenige Wohnungen vermietet.

Der Brand in der Rigaer Straße ist einer der seltenen Fälle, in denen die Polizei ein klares Motiv hat. Ohne Bekennerschreiben sei die Zuordnung der Brände „mit großen Unsicherheiten behaftet“, heißt es. Aufgetauchte Schreiben bei 317 Autobränden in diesem Jahr: elf. KONRAD LITSCHKO